Sonambient Klangskulptur von Harry Bertoia

Um 1960 bemerkte der Bildhauer und Designer Harry Bertoia beim Abbrechen eines Drahts ein wohlklingendes Geräusch, das an eine Glocke erinnerte. Das Erlebnis inspirierte ihn zum Experimentieren mit Klangskulpturen aus Draht und sollte seine künstlerische Arbeit für die folgenden Jahrzehnte bis zu seinem Tod bestimmen.

Der große Erfolg seiner Möbelentwürfe für Knoll, erlaubte es Harry Bertoia, sich ab Mitte der 1950er Jahre ausschließlich seiner Arbeit als Bildhauer zu widmen. In den folgenden Jahren schuf er über 50 Skulpturen für den öffentlichen Raum, von denen sich die meisten in den USA befinden, und die überwiegend noch in ihrer ursprünglichen Umgebung zu erleben sind. Der Firma Knoll blieb der gebürtige Italiener trotzdem verbunden, denn für die architektonischen Projekte der Knoll Planning Unit steuerte er immer wieder Rauminstallationen und Skulpturen bei. So stammt etwa der Altar der von Eero Saarinen entworfenen Kapelle am MIT (Massachusetts Institute of Technology) von Harry Bertoia.

Ab 1960 begann Bertoia seine bildhauerische Arbeit auf Klangskulpturen zu fokussieren. Sein Antrieb war dabei der Wunsch nach einem Musikinstrument, das jedermann problemlos spielen kann, ohne es vorher erlernen zu müssen. Die Sonambient Skulpturen verwenden meist vertikal angeordnete Klangstäbe aus Metall, die per Hand oder durch den Wind so in Bewegung versetzt werden können, dass sie Töne produzieren. Neben einem interessanten und angenehmen Klang, spielten natürlich auch optische Gesichtspunkte eine Rolle. Bertoia legte großen Wert auf eine ansprechende Gesamterscheinung und wählte Materialien, die mit der Zeit eine ästhetische Patina bilden. Für die Skulpturen verwendete er verschiedene Legierungen auf Basis von Kupfer oder Nickel, wie zum Beispiel Bronze und Messing aber auch die weniger bekannten Legierungen Monel, Inconel und Berylliumkupfer.

Aus Prinzip machte Bertoia niemals mehr als eine Skulptur des gleichen Typs, so dass die Klangeigenschaften jeder neuen Skulptur auch für ihn selbst überraschend und neuartig waren. Nur einmal wich er von diesem Grundsatz ab. Im Jahr 1977, als sein Tod bereits absehbar war, schuf er eine Serie von 50 Klangskulpturen, die seine Frau nach seinem Tod verkaufen sollte. Denn im Jahr 1978 starb Bertoia an Lungenkrebs – mitverursacht durch das Einatmen giftiger Dämpfe beim Schweißen von Berylliumkupfer.

Die Klangskulpturen, für die Bertoia die Bezeichnung „Sonambient“ prägte, sind teils so handlich, dass sie sich als Schreibtischaccessoire eignen, teils sind sie von monumentalem Format und werden im öffentlichen Raum ausgestellt. So finden sich etwa mehrere meterhohe Sonambient Skulpturen auf der Plaza des Aon Center in Chicago. Insgesamt schuf Bertoia mehrere tausend Klangskulpturen. Rund hundert Stück davon brachte er in einer alten Scheune bei seinem Wohnhaus in dem Ort Barto in Pennsylvania unter, die er zum Konzertsaal umfunktionierte. Dort gab er nicht nur gelegentlich Konzerte, sondern nahm gemeinsam mit seinem Bruder Oreste auch zahlreiche Alben auf. Seit 2015 sind diese Aufnahmen wieder im Handel verfügbar. Für die rund hundert Klangskulpturen, die sich bis heute in der Scheune in Pennsylvania befinden, wird aktuell ein neuer Standort in einem Museum gesucht.

Die von Bertoias Kindern Val, Lesta und Celia geführte Harry Bertoia Foundation gab nun in einer auf hundert Exemplare limitierten Edition eine Reproduktion der Skulptur „Table Tonal II“ heraus. Das Original, das sich noch im Besitz der Familie Bertoia befindet, stammt aus dem Jahr 1972. Mit einer Höhe von knapp 30 Zentimetern und insgesamt 25 Drähten aus Berylliumkupfer, die in einer Reihe angeordnet sind, zählt die Skulptur zu den handlicheren Ausführungen und kommt auf einem Tisch oder im Regal bestens zur Geltung. Markanto ist es gelungen, sich ein Exemplar zu sichern. Auf der kommenden Passagen-Ausstellung zu Ehren von Florence Knoll, wird die Skulptur in Europa erstmalig zu sehen sein.

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