Diese Barhocker sind echte Designklassiker
Klassische Eleganz verströmt Ludwig Mies van der Rohes Barhocker Four Seasons, den er ursprünglich für die Bar des gleichnamigen New Yorker Restaurants entworfen hat. Das 1959 eröffnete Restaurant prägte die Gastronomie in den USA nachhaltig und gilt als Vorreiter der New American Cuisine. Das Four Seasons war im Erdgeschoss des Seagram Building untergebracht, einer wahren Architekturikone, die den Typus des modernen Hochhauses entscheidend prägte. Das Gebäude wurde von Ludwig Mies van der Rohe gemeinsam mit Philip Johnson entworfen. Beide gemeinsam sind auch für das exquisite Design des Restaurants verantwortlich. Der aus Aachen stammende Architekt und Designer Ludwig Mies van der Rohe entwarf für die Bar das letzte Möbel seiner Karriere: einen Barhocker mit einem Freischwingergestell aus verchromtem Flachstahl und einem gepolsterten Sitz mit Bezug aus edlem Leder. Damit bleibt er seiner minimalistischen Formensprache treu – insbesondere das schlanke Profil des Gestells gibt dem Barhocker eine filigrane und anmutige Gestalt.
Heute weniger bekannt als Arne Jacobsens kleiner Hocker Dot ist der Barhocker aus derselben Serie. Im Jahr 1953 entwarf der dänische Designer und Architekt sowohl den kleinen Hocker als auch den Barhocker zunächst in einer dreibeinigen Ausführung. Vom kleinen Hocker entwickelte Jacobsen später auch eine vierbeinige Variante. Dieser Hocker entwickelte sich zum Publikumsliebling und wird heute in vielen Varianten angeboten. Der Barhocker hingegen wurde lange Zeit nicht mehr produziert und geriet in Vergessenheit. Erst 2018 wurde das Design – originalgetreu mit drei Beinen – wieder aufgelegt. Dem Barhocker stehen die drei Beine ausgesprochen gut. Kombiniert mit einer runden, konkav eingewölbten Sitzfläche mit Lederbezug und einer ins Stahlrohrgestell integrierten Fußstütze, erfährt die Dreibeinigkeit eine effektvolle Betonung dadurch, dass die umlaufende Fußstütze die Form eines gleichseitigen Dreiecks aufweist.
In seiner Materialität ganz anders kommt Jean Prouvés Barhocker Tabouret haut daher. Anstatt in Stahl und Leder ist dieser Barhocker – typisch für den französischen Designer – in Holz ausgeführt. Einen metallischen Akzent setzt bei diesem Design die Fußstütze, die gleichzeitig zur Stabilisierung der Beine dient. Die Beine sind bei diesem Barhocker leicht ausgestellt und sorgen so für einen sicheren Stand. Zudem sind sie plastisch durchgeformt und verjüngen sich nach unten, was dem Hocker ein dynamisches Erscheinungsbild verschafft. Ein Loch in der Sitzfläche erfüllt gleich zwei Zwecke: es verleiht dem Design einen optischen Akzent und dient als Grifföffnung. Die generische Bezeichnung Tabouret haut könnte kaum klarer sein: sie bedeutet nichts anderes als hoher Hocker.
Der Barstuhl: Ein Barhocker mit Rückenlehne
Beim Thema Barhocker-Design ist der Variantenreichtum groß. Die wichtigste Unterscheidung ist diejenige von einem Barhocker mit oder ohne Rückenlehne. In letzterem Fall spricht man auch von einem Barstuhl. Einige Barstühle haben darüber hinaus auch Armlehnen. Eine weitere Unterscheidung betrifft ebenfalls den Komfort. So gibt es einfache Barhocker mit flachen Sitzflächen, solche die mit konkav eingewölbten Sitzflächen für höheren Komfort sorgen, oder ergonomisch ausgeformte Varianten. Den höchsten Komfort bieten meist Barhocker oder Barstühle mit Polsterung. Je nach Höhe können auch Fußstützen eine sinnvolle Ergänzung darstellen und für einen besseren Komfort sorgen.
Designer-Barhocker von Egon Eiermann, Mario Bellini, Mogens Lassen und Arne Jacobsen
Während die meisten Barhocker für Zuhause mit drei oder vier Beinen ausgestattet sind und sich leicht im Raum bewegen lassen, findet man in der Gastronomie oft auch einbeinige Barhocker, die fest mit dem Boden verbunden sind. Diese Barhocker sind oft auch mit Drehmechanismen ausgestattet. Je nach Niveau des jeweiligen Etablissements erfolgt die Wahl eines solchen fixierten Barhockers aus einem der folgenden Gründe: In zwielichtigen Kneipen verhindert die Bodenbefestigung, dass der Barhocker im Falle einer Schlägerei zur Waffe wird. Ein weiterer Grund liegt in der Verhinderung von gefährlichen Stürzen. Solche Unfälle, bei denen der Barbesucher mitsamt Barhocker rücklings umfällt, treten in besonderer Häufung in den USA auf. Die Ursache ist erstaunlicherweise nur selten übermäßiger Alkoholgenuss, sondern meist der missglückte Versuch, eine in die Luft geworfene Erdnuss mit dem Mund aufzufangen
Italienisches Design: Ein Erfolgsrezept auch für Barhocker
Spätestens seit den 1960er Jahren hat der Begriff „Italienisches Design“ einen ganz besonderen Klang. Stühle, Hocker und Sessel von der mediterranen Halbinsel genießen in puncto Design einen hervorragenden Ruf. Angetrieben von Designern und Unternehmern wie Gino Sarfatti, Dino Gavina und Achille Castiglioni, entstand in Italien eine progressive Designbewegung, die stets mit den neuesten Fertigungstechniken und Materialien arbeitete und der ästhetischen Qualität der Möbel, Leuchten und Accessoires eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit schenkte. Das Phänomen „Italienisches Design“ wurde spätestens im Jahr 1972 durch die Ausstellung „Italy. The New Domestic Landscape“ im New Yorker Museum of Modern Art in die Geschichtsbücher geschrieben und wirkt bis heute nach.
Natürlich machen auch die Barhocker und Barstühle italienischer Designer in dieser Hinsicht keine Ausnahme. So umfasst die Möbelserie Cab, die der Designer Mario Bellini 1977 für Cassina entwarf auch einen Barstuhl, der sogar in zwei verschiedenen Höhen erhältlich ist. Die Besonderheit der Cab Möbel besteht in ihrer Materialität: ein tragendes Stahlgestell wird von den Füßen bis zur Lehne vollständig in passgenau zugeschnittenes Kernleder eingenäht. Das Ergebnis lässt je nach Farbe zunächst an Kunststoff denken, offenbart aber bei näherer Betrachtung sein außergewöhnliches Design.
Der 1930 im Alter von 15 Jahren in die USA ausgewanderte Designer Harry Bertoia aus San Lorenzo bei Venedig, ist heute vor allem für seine Stühle aus Drahtgitter bekannt, die er Anfang der 1950er Jahre für Knoll entwarf. Zu der sogenannten Bertoia-Kollektion, die diese Drahtgittermöbel umfasst, zählt auch ein Barhocker – oder genauer gesagt ein Barstuhl, der ebenfalls in zwei verschiedenen Höhen erhältlich ist. Zwar entstand das charakteristische Drahtgitter-Design also außerhalb Italiens und auch schon wesentlich vor der Prägung des Begriffs „Italienisches Design“, ein typisch italienischer Charakter ist dem Bertoia-Barstuhl jedoch nicht abzusprechen.
Sinnliche Materialien machen den Barhocker zum Genuss
Schon die erwähnten Beispiele zeigen es auf: Die Materialvielfalt beim Thema Barhocker ist groß. Während sich in jüngerer Zeit Modelle etabliert haben, die vollständig aus Kunststoff gefertigt sind, findet man traditionell oft eine Umsetzung im Materialmix Metall und Holz. Dabei bieten sich für die Konstruktion der Gestelle mit ihren hohen Beinen metallische Werkstoffe wie Stahl- oder Aluminiumrohre an, die dann wiederum die unterschiedlichsten Oberflächenbehandlungen aufweisen können. Bei den Sitzflächen fällt die häufige Verwendung natürlicher Materialien wie Holz und Leder auf. Das ist auch ganz naheliegend, nicht zuletzt möchte man an der Bar entspannen, zur Ruhe kommen und genießen. Und warum sollte der Genuss auf einen edlen Tropfen beschränkt bleiben? Die natürlichen Materialien Holz und Leder mit ihrem angenehmen Geruch und ihrer wunderbaren Haptik laden dazu ein, den Genuss auf alle Sinne auszuweiten.