Piero Fornasetti studierte zuerst an der Mailänder Kunstakademie in Brera Malerei. Nach zwei Jahren wurde er allerdings wegen Aufsässigkeit der Schule verwiesen, was seinem Erfolg als Künstler jedoch keinen Abbruch tat. Seine Begeisterung für die italienische Kunst der Klassik und Renaissance teilte er mit den Begründern des italienischen Novecento-Stils. Die in den 1920er Jahren in Italien entstandene Bewegung verstand sich als Gegenentwurf zur rationalistischen europäischen Moderne. Unter Rückbesinnung auf vergangene Blütezeiten Italiens wurde eine Wiederbelebung und Neuinterpretation der klassischen Formensprache und Architektur des Alten Roms und der Italienischen Renaissance angestrebt. Fornasettis Neigung zum Skurrilen, die Inspiration, die er aus dem Surrealismus schöpfte, machen seinen eklektischen Stil jedoch unverwechselbar.
Piero Fornasetti und Gio Ponti
Fruchtbar gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem einflussreichen Architekten und Designer Gio Ponti, einem frühen Anhänger des Novecento-Stils. Gemeinsam mit Ponti gestaltete Fornasetti Innenräume und Möbel. Seine Motive schmücken das Casino in San Remo und den Bereich der ersten Klasse des berühmten, 1956 nach einer Kollision spektakulär gesunkenen italienischen Luxusliners Andrea Doria. In der in den 1950er Jahren entstandenen Serie ‘Architettura’ verwandelt Fornasetti von Ponti entworfene Kommoden, Stühle, Schränke und Sekretäre durch Trompe-l’oeil-Malereien in säulengeschmückte Palazzi.
In Fornasettis Mailänder Atelier werden auch heute noch unter Leitung seines Sohnes Barnaba Fornasetti Objekte reproduziert und neu interpretiert. In seinem ehemaligen Wohnhaus können Besucher die poetische Lebenswelt des Multitalents als Gesamtkunstwerk erleben.