Form und Funktion in Einklang: Das Design-Duo Preben Fabricius und Jørgen Kastholm
Die 1960er Jahre gelten als eine Blütezeit des dänischen Designs, in der sich funktionale Klarheit, hochwertige Materialien und handwerkliche Perfektion zu einem international gefeierten Stil verbanden. Innerhalb dieser Entwicklung nahmen Preben Fabricius und Jørgen Kastholm eine Sonderstellung ein. Ihre Arbeiten unterscheiden sich deutlich von den organisch-weichen Formen etwa eines Hans Wegner oder eines Finn Juhl. Stattdessen standen bei Fabricius & Kastholm strenge Geometrie, reduziertes Design und industriell anmutende Materialien im Vordergrund. Preben Fabricius absolvierte zunächst eine Ausbildung als Tischler, bevor er an der Kunstgewerbeschule in Kopenhagen bei Finn Juhl Design studierte. Jørgen Kastholm war ursprünglich gelernter Schmied und studierte ebenfalls in Kopenhagen. Ihre unterschiedliche Ausbildung – Holz und Metall – spiegelt sich im Materialbewusstsein ihrer Entwürfe wider. 1961 begegneten sich die beiden Designer erstmalig und gründeten ein gemeinsames Studio in Herlev bei Kopenhagen. Das gestalterische Credo des Duos war klar: Form folgt Funktion – eine Maxime, die sie mit dem Bauhaus und insbesondere Mies van der Rohe teilten, den sie ausdrücklich als Vorbild nannten. Eine weitere Inspiration war sicherlich auch ihr Landsmann Poul Kjaerholm. Die Entwürfe des Duos zeichnen sich durch strukturelle Klarheit, Transparenz und eine funktionale Eleganz aus.

Der Grasshopper Chair von Preben Fabricius und Jørgen Kastholm
Ein zentrales Werk von Preben Fabricius und Jørgen Kastholm ist sicherlich der sogenannteder FK-Stuhl aus dem Jahr 1963) entworfen für Kill International (siehe unten). Mit seiner skulpturalen Form, der schalenförmigen Sitzfläche aus Leder und dem drehbaren Stahlfuß gilt der FK-Stuhl als Ikone des modernen Büromöbeldesigns. Er wurde 1969 mit dem Bundespreis "Gute Form" ausgezeichnet und ist heute Teil der Sammlung des Museum of Modern Art in New York. Weitere wichtige Entwürfe sind der Scimitar Chair (1963) mit seinen markanten geschwungenen Stahlbeinen und der Grasshopper Chair (1968), der heute von Lange Productions produziert wird. Alle diese Möbel vereinen eine minimalistische Form mit luxuriöser Materialwahl und hoher Ergonomie.
Die Kill International Story
Vor allem in Deutschland fanden ihre Möbel große Verbreitung. Denn während einer Ausstellung in der dänischen Stadt Fredericia entdeckte der deutsche Möbelfabrikant Alfred Kill 1965 ihre Entwürfe. Alfred Kill plante damals sein Produktsortiment zu modernisieren und suchte dafür neue Entwerfer. Dazu zählte neben Horst Brüning dann Fabricius und Kastholm, die großen Einfluss auf das Kill Programm hatten, das vielfach ausgezeichnet wurde. Kill zählte bald zu den wichtigsten, deutschen Möbelherstellern dieser Zeit, der Namenszusatz International erinnerte dabei natürlich bewusst an Knoll International. Am Anfang hatten Fabricius und Kastholm jedoch kein großes Interesse, für Kill zu arbeiten. Erst als Alfred Kill ihnen je DM 2.500,00 monatlich versprach, ließ sich das Duo überzeugen. Während des Entwurfsprozess wurden die Entwurfszeichnungen zwischen Fabricius und Kastholm über den Tisch hin und her gereicht, bis keiner mehr sagen konnte, welcher Teil von wem stammte – das Ergebnis war stets ein gemeinsames Werk. Bis zur Auflösung ihres Büros 1968 entwarfen sie für Kill zahlreiche minimalistische Möbel, die sich wegen ihrer Unverwüstbarkeit und Robustheit immer noch großer Beliebtheit erfreuen und im Design- und Auktionsmarkt hoch gehandelt werden.
Anschließend gingen beide Entwerfer getrennte Wege und wirkten in den 1970er Jahren weiterhin als Möbelentwerfer und in der Lehre: Preben Fabricius arbeitete bis zu seinem Tod 1984 als Dozent an der Innenarchitekturschule in Kopenhagen, wo er selbst studiert hatte. Jørgen Kastholm ging 1971 nach Düsseldorf, wo er erneut ein Studio gründete, zusätzlich war er 1975 bis 1996 Professor für Möbeldesign und Produktentwicklung an der Bergischen Universität Wuppertal.
Heute werden die Fabricius und Kastholm Entwürfe von Lange Production, Walter Knoll, andtradition und Carl Hansen hergestellt.