Erste Erfolgte in jungen Jahren in Paris
Bereits früh wurde das gestalterisches Talent des jungen Arne Jacobsen anerkannt: Auf der Pariser Weltausstellung 1925, der Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes, wurde er für einen Sitzmöbelentwurf mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er 1929 mit dem futuristischen Entwurf des „Hauses der Zukunft“, das in Zusammenarbeit mit dem dänischen Architekten Flemming Lassen entstand. Für dieses visionäre Projekt entwickelte Jacobsen auch eigene Möbelentwürfe – ein Leitmotiv seines interdisziplinären Schaffens. In den 1930er Jahren prägte Jacobsen mit zahlreichen Bauten die moderne Architektur Dänemarks. Zu seinen bekanntesten Projekten dieser Zeit gehören die Wohnbauten der Bellavista-Siedlung in Klampenborg sowie die architektonisch bemerkenswerte Tankstelle Skovshoved, ein elegantes Beispiel funktionalistischer Kleinarchitektur. Gemeinsam mit Erik Møller realisierte er zudem das Rathaus von Århus, ein Meilenstein öffentlicher Baukunst. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft floh Arne Jacobsen während der deutschen Besatzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg ins Exil nach Schweden.
Arne Jacobsen und Fritz Hansen – Eine Erfolgsgeschichte in der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Entwerfer
Maßgeblich für Arne Jacobsens Arbeit als Designer wurde nach dem Zwweiten Weltkrieg die Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Fritz Hansen. Im Jahr 1952 hatte Jacobsen ein Gebäude für das Pharmaunternehmen Novo Nordisk entworfen und für die Kantine gleich auch die passenden Stühle mit Sitzschalen aus formverleimtem Schichtholz ersonnen. Die Technik war damals noch relativ neu und entsprechend schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Hersteller. Schließlich übernahm Fritz Hansen die Fertigung des Stuhls, der unter der Bezeichnung Ameise (Dänisch: Myren) auch regulär in den Handel gebracht wurde.

Der Stuhl 3100 Ameise von Arne Jacobsen mit seiner wunderbaren Silhouette
Auf Anregung von Poul Fritz Hansen, dem Enkel des Firmengründers, entwickelte Jacobsen weitere Stühle aus Schichtholz. Besonders hervorzuheben ist die Stuhlserie „Serie 7“ (Modell 3107), die sich zum meistverkauften Sitzmöbel der Designgeschichte entwickelte und heute als globaler Designklassiker gilt. Ergänzt wurde das Portfolio um ikonische Sessel wie das „Ei“ (Egg Chair) und den „Schwan“ (Swan Chair) – beide ursprünglich für das SAS Royal Hotel entworfen und bis heute fester Bestandteil des Mid-Century-Modern Designs.
Arne Jacobsen und Louis Poulsen
Ende der 1950er Jahre entwarf Arne Jacobsen für den dänischen Leuchtenhersteller Louis Poulsen diverse Decken- und Stehleuchten, die sich ebenfalls ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Bemerkenswert ist der starke stilistische Gegensatz zwischen den Designentwürfen Jacobsens und seinem architektonischen Werk. Während die Architektur von klaren Kubaturen geprägt ist und durch die Verwendung von Materialien wie Stahl, Beton und Glas einen nüchtern-kühlen Eindruck vermittelt, sind seine Möbelentwürfe oft in Holz ausgeführt und meist von organischen Formen dominiert. Weil sich beide Stilausprägungen jedoch stets aus den funktionalen Anforderungen herleiten, stehen sie inhaltlich nicht im Widerspruch zueinander.
Das SAS Royal Hotel: Ein Meilenstein der Designgeschichte
VAls Höhepunkt seines Schaffens gilt das 1960 eröffnete SAS Royal Hotel in Kopenhagen – ein umfassendes Gesamtkunstwerk, bei dem Jacobsen nicht nur die Architektur, sondern auch die gesamte Innenausstattung verantwortete. Vom Mobiliar über Textilien bis hin zum Besteck entwarf er jedes Detail. Für das Hotel entstanden auch viele der Leuchtenentwürfe, die dann von Louis Poulsen produziert wurden. Ebenso seine organischen Sessel Egg Chair und Swan Chair wurden für das Hotel von ihm konzipiert. Nach vielen Umbauten befindet sich im SAS Hotel nur aber noch ein Gästezimmer in dem Originalzustandm, die berühmte Arne Jacobsen Suite (Room 606), der Raum wurde 2023 durch eine eigene Publikation gewürdigt.

Die Arne Jacobsen Suite 606 im SAS Hotetl mit dem Egg Chair und Drop Chair, Illustrationen von Axel Salto
Zu den späten architektonischen Arbeiten Jacobsens zählen unter anderem die Dänische Nationalbank, die Dänische Botschaft in London, das Rathaus von Mainz, das Gebäude der Vattenfall-Zentrale in Hamburg sowie ein Neubau des traditionsreichen Gymnasiums Christianeum. Nach seinem Tod im Jahr 1971 führten die Architekten Hans Dissing und Otto Weitling, beide langjährige Mitarbeiter seines Büros, die laufenden Projekte unter dem neu gegründeten Büro Dissing+Weitling weiter. Die Fertigstellung der Dänischen Nationalbank im Jahr 1978 markierte das posthume Ende von Jacobsens architektonischem Erbe. Dissing+Weitling etablierte sich in den Folgejahren als international tätiges Architekturbüro, insbesondere im Bereich des Brückenbaus.