Arne Jacobsen und Fritz Hansen – Eine Erfolgsgeschichte in der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Entwerfer
Maßgeblich für Arne Jacobsens Arbeit als Designer wurde nach dem Krieg die Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Fritz Hansen. Im Jahr 1952 hatte Jacobsen ein Gebäude für das Pharmaunternehmen Novo Nordisk entworfen und für die Kantine gleich auch die passenden Stühle mit Sitzschalen aus formverleimtem Schichtholz ersonnen. Die Technik war damals noch relativ neu und entsprechend schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Hersteller. Schließlich übernahm Fritz Hansen die Fertigung des Stuhls, der unter der Bezeichnung Ameise (Dänisch: Myren) auch regulär in den Handel gebracht wurde. Auf Anregung von Poul Fritz Hansen, eines Enkels des Firmengründers, entwarf Jacobsen noch weitere Stühle aus formverleimtem Schichtholz für den Hersteller, von denen insbesondere die Stuhlserie Serie 7 zum Verkaufsschlager und Designklassiker wurde – das Modell 3107 gilt als meistverkaufter Stuhl aller Zeiten. Ebenso legendär sind zwei Sesselentwürfe von Arne Jacobsen für Fritz Hansen, die unter den Bezeichnungen Ei und Schwan bekannt wurden. Etwa zeitgleich entwarf Jacobsen für den Leuchtenhersteller Louis Poulsen diverse Decken- und Stehleuchten, die sich ebenfalls ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Bemerkenswert ist der starke stilistische Gegensatz zwischen den Designentwürfen Jacobsens und seinem architektonischen Werk. Während die Architektur von klaren Kubaturen geprägt ist und durch die Verwendung von Materialien wie Stahl, Beton und Glas einen nüchtern-kühlen Eindruck vermittelt, sind seine Möbelentwürfe oft in Holz ausgeführt und meist von organischen Formen dominiert. Weil sich beide Stilausprägungen jedoch stets aus den funktionalen Anforderungen herleiten, stehen sie inhaltlich nicht im Widerspruch zueinander.
Ein Gesamtkunstwerk: Das SAS Royal Hotel
Von 1956 an unterrichtete Arne Jacobsen als Professor an der Königlich Dänischen Kunstakademie. Im gleichen Jahr nahm er die Arbeit am SAS Royal Hotel in Kopenhagen auf. Das Gesamtkunstwerk, für das Jacobsen nicht nur das Gebäude selbst entwarf, sondern auch alle Aspekte der Einrichtung durchgestaltete, gilt als Hauptwerk des dänischen Architekten. Von der Möblierung der Zimmer bis zum Besteck im Hotelrestaurant legte Jacobsen den Look des Hauses bis ins kleinste Detail fest und griff dabei vielfach auf bestehende, eigene Entwürfe zurück. Heute befindet sich noch ein Zimmer in dem Hotel im Originalzustand - die sogenannte Arne Jacobsen Suite (Room 606), zu der 2023 ein ganzes Buch erschienen ist.
Zu seinen späteren Entwürfen zählen Bauten wie etwa die dänische Nationalbank, die dänische Botschaft in London, die Hamburger Vattenfall Zentrale, das Rathaus von Mainz, oder auch ein Neubau für das traditionsreiche Hamburger Gymnasium Christianeum. Nach seinem Tod im Jahr 1971 gründeten Hans Dissing und Otto Weitling, zwei leitende Architekten seines Büros das Architekturbüro Dissing+Weitling, zunächst mit der Zielsetzung, die laufenden Aufträge zu Ende zu führen. So wurde etwa die dänische Nationalbank – ein weiteres prestigeträchtiges Bauwerk nach Jacobsens Plänen – erst 1978, also sieben Jahre nach Jacobsens Tod, fertiggestellt. Heute hat sich Dissing+Weitling als eines der führenden Architekturbüros weltweit etabliert und ist insbesondere für Brückenbauten bekannt.