Der Architekt Vilhelm Lauritzen
Zahlreiche seiner Gebäude – vor allem in der dänischen Hauptstadt – wie das Nørrebro Teater (1931-1932), das Kaufhaus Daells Varehus (1928-1935), das Rundfunkhaus Radiohuset (1936-1941), und der Terminal des ersten Flughafens von Kopenhagen (1937-1939) repräsentieren eine Essenz der klassischen Moderne. Weitere bedeutende, von Vilhelm Lauritzen entworfene Gebäude sind das ehemalige Haus des Volkes Vega (1953-1956), das Shellhaus (1950-1951) und die dänische Botschaft in Washington (1958-1960). Der Architekt vertrat die Anschauung, Architektur sei angewandte Kunst – mit der Betonung auf Kunst und Angewandt gleichermaßen. "Kein Leben ohne Ästhetik“, lautete sein Credo. Bereits in den 1920er Jahren begann er sich intenstiv mit dem Thema Licht und Beleuchtung zu beschäftigen. Demzufolge bezog seine Architektur konsequent das Tageslicht mit ein, wobei er gerne mit großen Fenstern arbeitete, die er südlich und westlich ausgerichtete (für das warme Sonnenlicht) mit dem kühleren Licht durchmischte, das durch nach Norden und Osten ausgerichteten Fenstern einfiel. So legte er den Fokus von den Wandflächen auf den Raum selbst; das Inventar gewinnt durch diese Lichtwirkung an Kontur und Nuancenreichtum.
Die Radiohuset-Leuchten von Louis Poulsen – ein dänischer Klassiker mit Konzept
Bei seinen Leuchtenentwürfen war er derselben Idee verpflichtet. Er kombiniert häufig ein starkes, ausgerichtetes Licht mit einem schwächeren diffusen Licht. Sein erster Leuchtenentwurf war dabei die sogeannte Universal Pendelleuchte, die er 1926-1929 für Fritzsches Glashandel entwickelte. In den 1940er Jahren entwickelte Lauritzen dann gemeinsam mit Louis Poulsen das Beleuchtungskonzept für das Radiohuset – das dänische Rundfunkhaus in Copenhagen. Diese Leuchten wurden von Louis Poulsen weiter produziert, vor allem das heutige Modell Radiohus war damals schon sehr erfolgreich. In den 1950er Jahren wurde parallel zu seinen Architekturprojekten das Sortiment von Louis Poulsen ausgeweitet.
In der Hauszeitschrift von Louis Poulsen, dem von Poul Henningsen gegründeten Magazin NYT, wurden die Lauritzen Entwürfe regelmäßig besprochen – natürlich von Poul Henningsen selbst. Henningsen schrieb Lauritzen dabei zwar die Rolle eines der führenden Vertreter der modernen Architektur zu, kritisierte aber wohl gleichzeitig seine Entwürfe, die ihm zu wenig rational und wissenschaftlich waren. Lauritzen hingegen verteidigte in dem Magazin seiner Leuchtenphilosophie, die für ihn auf der Grundlage seiner lichttechnischen Studien und Überlegungen beruhten. (NYT 148 und 149,1954.)
1969 verließ Lauritzen sein von ihm 1922 gegründetes Architekturbüro Vilhelm Lauritzen Arkitekter (das übrigens heute auch noch recht erfolgreich ist und als eines der wichtigsten Architekturbüros Dänemark gilt). Die Zusammenarbeit von Louis Poulsen und Vilhelm Lauritzen Arkitekter wurde aber weiterhin aktiv fortgesetzt. So entwickelte der Architekt Jens Ammundsen von Vilhelm Lauritzen Arkitekter 1984 für Louis Poulsen eine Halogenleuchte für das dänische Rundfunkgebäude.