Klassiker des Rationalen Designs – Herbert Hirche
Nach einer Tischlerlehre studierte Herbert Hirche von 1930 bis 1933 am Bauhaus, wo Wassily Kandinsky und Ludwig Mies van der Rohe zu seinen Lehrern zählten. Nach Abschluss des Studiums arbeitete Hirche zunächst im Architekturbüro von Mies van der Rohe, wechselte anschließend zu Egon Eiermann und 1945 schließlich zu Hans Scharoun. Zu dieser Zeit war er außerdem Hauptreferent beim Planungsamt für den Wiederaufbau von Berlin. 1948 wurde er zum Professor für Angewandte Kunst an die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee berufen. 1950 verließ er die Hochschule allerdings wieder und wurde 1952 auf eine Professur für Innenarchitektur und Möbelbau an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart berufen. Von 1969 bis 1971 war er außerdem Rektor der Akademie.
Herbert Hirche prägte gemeinsam mit Hans Gugelot in den 1950er Jahren die Designsprache der Firma Braun, die anschließend von Dieter Rams weitergeführt wurde. Über Hartmut Esslinger und Apple setzt sich die Traditionslinie der bei Braun begründeten funktional-teknoiden Formensprache bis in die Gegenwart fort. Mit dem Ausspruch „Wenn etwas selbstverständlich und schön ist, dann ist es gutes Design“ brachte Hirche die Essenz dieser Designsprache auf eine prägnante Formel. Neben den Elektrogeräten für Braun entwarf Herbert Hirche aber auch zahlreiche Möbel.
Viele der Möbelentwürfe entstanden für den Ebhausener Hersteller Holzäpfel, aber auch für Wilde + Spieth oder Walter Knoll. Einige Möbel entwarf Hirche darüber hinaus für seinen eigenen Bedarf oder im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Innenarchitekt. Einige dieser Entwürfe – wie etwa der Korbstuhl Santa Lucia, der ursprünglich für ein gleichnamiges italienisches Restaurant in Stuttgart entworfen wurde – gingen in den vergangenen Jahren erstmals bei Richard Lampert in Serienfertigung.
1959 gründete Herbert Hirche gemeinsam mit sieben weiteren Designern den Verband Deutscher Industriedesigner, als dessen Präsident er von 1960 bis 1970 fungierte. Anschließend wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. Werke von Hirche wurden unter anderem 1957 auf der Mailänder Triennale und 1958 auf der Brüsseler Weltausstellung gezeigt. 1964 waren einige seiner Entwürfe in der Industriedesignausstellung auf der documenta III vertreten. Herbert Hirche starb 2002. Sein Nachlass wird im Werkbundarchiv in Berlin bewahrt. Das an das Archiv angeschlossene Museum der Dinge ehrte Hirche im Jahr 2010 zu seinem hundertsten Geburtstag mit einer Einzelausstellung.