Finn Juhl und der dänische Stil der 1950er Jahre
Geboren 1912 im dänischen Frederiksberg, interessierte sich Finn Juhl bereits als Jugendlicher für Kunstgeschichte. Die Aufnahme eines Architekturstudiums an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen war daher wohl eher ein Kompromiss, denn eigentlich wollte er Kunsthistoriker werden. Nach dem Studium fand er eine erste Anstellung im Büro des dänischen Architekten Vilhelm Lauritzen. Bereits 1945 erhielt er ein Lehramt an der Kopenhagener Schule für Innenarchitektur und gründete sein eigenes Büro für Möbeldesign und Innenarchitektur. Der von Juhl entwickelte organische Stil und die hochwertige Verarbeitung fanden eine große Akzeptanz und bildeten den Grundstein für den Erfolg dänischer Inneneinrichtung der 1950er Jahre.
Vom Autodidakten zum innovativen Möbeldesigner
Finn Juhl bezeichnete sich selbst als Autodidakt im Möbeldesign und tatsächlich ist sein organischer Stil bis heute unverwechselbar. Lange stieß er in Dänemark mit seinen experimentellen Entwürfen auf Widerstand und Unverständnis, da er sich nicht in die Tradition von Kaare Klint, dem damals führenden dänischen Designer, einordnete. Nach Klints Schule sollte sich Design an der reinen Funktionalität orientieren. Juhl hingegen befragte das Verhältnis von Form und Funktion neu und ließ sich dabei von organischen Formen und Materialen inspirieren. Bei der Präsentation seiner Möbelentwürfe setzte der kunstbegeisterte Finn Juhl häufig Werke moderner Kunst als gestalterisches Element mit ein, zusätzlich zeichnete er seine eigenen Entwürfe in einem einzigartigen illustrativen Stil. Diesen eigenständigen Weg setzte Juhl auch in der Produktion durch.
Herstellung der Möbel in Dänemark
In enger und langer Zusammenarbeit mit dem Kunsttischler Niels Vodder entstanden in Dänemark hochwertig verarbeitete Möbel mit eigenwilligen Formen und Materialien, darunter ikonische Stühle, Sessel und Sofas wie der Pelican Chair oder das 1941 entworfene Poet Sofa, die den Grundstein für den Erfolg der dänischen Inneneinrichtung der 1950er Jahre bilden sollten. Das unverwechselbare Danish Design von Finn Juhl ist auch heute noch weltweit begehrt. Die Möbel werden unter der Marke „House of Finn Juhl“ vertrieben und von One Collection größtenteils in Dänemark hergestellt.
Finn Juhl und Amerika
Danish design goes America: 1948 stellte der amerikanische Architekt und Autor Edgar Kaufmann Jr., gleichzeitig Direktor für Industriedesign am Museum of Modern Art in New York, die Möbelentwürfe von Finn Juhl ausführlich in der Zeitschrift Interiors vor, was in den Vereinigten Staaten für einen Run auf seine Entwürfe sorgte. Der Möbelhersteller Baker Furniture sicherte sich die Lizenzen für den amerikanischen Markt und stellte sie industriell her. Gleichzeitig erhielt Finn Juhl 1950 einen sehr prestigeträchtigen Auftrag – die Inneneinrichtung des Sitzungssaals Trusteeship Council Chamber im Hauptsitz der United Nations in New York.
Offizielle Aufträge und internationale Ausstellungstücke
In den 1950er und 1960er Jahren sollte er dann zahlreiche weitere Inneneinrichtungen gestalten, unter anderem für die dänische Botschaft in Washington sowie Büros für die dänische Fluggesellschaft SAS (für die er auch eine Flugzeugeinrichtung entwarf). Finn Juhl‘s Entwürfe finden sich heute in allen wichtigen Designmuseen wie dem MoMa Museum of Modern Art, dem Victoria & Albert Museum oder dem Vitra Design Museum. Auch das von ihm 1942 entworfenes Wohnhaus in Charlottenlund, nördlich von Kopenhagen, ist heute ein Museum. So hat Juhl‘s Werk letztendlich doch allen Widerständen zum Trotz den Weg in die Kunst und die Kunstgeschichte gefunden. Finn Juhl starb 1989 im Alter von 77 Jahren im dänischen Ordrup.
Produzenten von Finn Juhls Entwürfen
Finn Juhls Möbelentwürfe werden heute von One Collection unter der Marke „House of Finn Juhl“ produziert, Accessoires wie seine Teakschale oder sein Wendetablett werden von Architectmade hergestellt, einer Firma, die sich auf Editionen dänischer Architektenentwürfe spezialisiert hat. Im Jahr 2022 errichtete OneCollection seinen ersten offiziellen Showroom am Headquarter in Denmark. Noch heute gibt es in Dänemark regelmäßig Ausstellungen zu Finn Juhl's Werk und Furniture.