Poul Henningsen Entwürfe basieren dabei auf genauesten Berechnungen des Lichtfalls und zeichnen sich oft durch die durchdachte indirekte Lichtwirkung aus. Diese moderen Leuchten erfreuten sich schon in der Moderne der 1920er und 30er Jahre großer Beliebtheit und fanden sich exemplarisch in vielen Häusern von Bauhaus Architekten wie der Villa Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe. In Deutschland entstand in den 1930er Jahren sogar eine eigenständige Variante dieser Lichtlösung – die sogenannten Sistrah Leuchten waren deutlich von der Gestaltung Poul Henningsens inspiriert, aber ganz anders umgesetzt. Auch zahlreiche weitere Entwerfer ließen sich von dem Leuchtengestalter inspirieren, die häufig in Lamellenform verschachtelten Leuchten mit ihrer durchdachten indirekten Beleuchtung waren Vorbild für viele andere Lichtlösungen.
PH-Leuchten bei Louis Poulsen: ein dänischer Designklassiker
Die sogenannten PH-Leuchten von Louis Poulsen, benannt nach den Initialen von Poul Henningsen, sorgten dafür, dass er nicht nur in Dänemark als Lichtentwerfer sehr bekannt wurde. Seine Pionierarbeit im Bereich der Theorie und Praxis der Lichttechnik, die sich mit Struktur, Schatten, Blendung, Mischung und Farbwiedergabe beschäftigt und stets das Bedürfnis des Menschen nach Licht im Auge behält, ist heute nach wie vor richtungsweisend. Neben seiner Tätigkeit als Designer, war Poul Henningsen auch Journalist und Schriftsteller, wobei er radikal moderne Haltungen vertrat. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs arbeitete er u.a. als Architekt bei dem Vergnügungspark Tivoli in Kopenhagen. Während der deutschen Besatzung Dänemarks musste Poul Henningsen auf Grund seiner Aktivität im antifaschistischen Widerstand ins schwedische Exil fliehen und wurde zu einem aktiven Mitglied der dänischen Künstler- und Architektenkolonie in Stockholm.
Ein kleines Detail am Rande: Poul Henningsen war gleichzeitig ein Mentor von Verner Panton. Denn Panton war in erster Ehe mit Poul Henningsens Tochter verheiratet und so verbrachte man viel Zeit zusammen. Durch seine Initiative entwarf Panton für Louis Poulsen die Panthella Leuchten, die sich heute noch großer Beliebtheit erfreuen – die 2017 aufgelegte Panthella Mini wurde für die dänische Manufaktur ein großer kommerzieller Erfolg.
Poul Henningsen als Möbelentwerfer und Architekt
Weniger bekannt als seine Leuchten sind die Möbelentwürfe von Poul Henningsen. Hervorzuheben sind besonders seine Schlangenmöbel aus den frühen 1930er Jahren, seine Tische und sein futuristisches Klavier, welchem die dänische Post eine eigene Briefmarke widmete. Das Klavier findet sich auch in der ständigen Sammlung des Designmuseum Copenhagen – natürlich im Kontext mit zahlreichen PH Leuchten. Seine Möbelentwürfe werden von der Manufaktur PH Furniture produziert.
Poul Henningsen wirkte auch als Architekt und entwarf verschiedene Wohnhäuser, eine Fabrik und Teile des Tivoli Vergnügungsparks in Kopenhagen.