Nicht vom Bauhaus, aber Bauhaus – Designklassiker von Ferdinand Kramer
Ferdinand Kramer hält Vorlesungen und nimmt an der Ausstellung DIE FORM (1924) teil. Ab 1925 ist er unter Ernst May beim Städtischen Hochbauamt Frankfurt tätig, wo er zahlreiche Möbel und Gebrauchsgegenstände für die Siedlungsbauten des „Neuen Frankfurt“ entwirft, aber auch an der Planung der Laubenganghäuser der Siedlung „Westhausen“ beteiligt ist. Daneben entwirft er auch Möbel für Thonet. Ab 1930 ist Kramer als selbständiger Architekt tätig. Wegen der Modernität seiner Entwürfe und wegen seiner jüdischen Ehefrau Beate Kramer, geb. Feith, wird er während während des Nationalsozialismus aus der „Reichskammer der bildenden Künste“ ausgeschlossen und mit Berufsverbot belegt. 1938 folgt Ferdinand Kramer seiner Ehefrau in die USA, wo er in Architektur- und Designbüros arbeitet, bevor er 1940 als Architekt zugelassen wird. Dennoch arbeitet Kramer in New York vorwiegend als Designer: Er entwickelt progressive Warenpräsentationssysteme für Kaufhäuser, eine transportable elektrische Miniküche, seine erfolgreichen „Knock-Down“-Möbel zum Selbst-Zusammenbauen, aber auch seinen berühmten Wegwerfregenschirm „Rainbelle“.
Zum Baudirektor der Johann Wolfgang Goethe-Universität berufen, kehrt Ferdinand Kramer 1952 nach Frankfurt zurück und plant dort die Universitätsbauten bis ins kleinste Detail und prägt damit das Erscheinungsbild der Frankfurter Universität nachhaltig. 1961 heiratet er seine zweite Frau Lore Kramer, geb. Koehn; aus der Ehe gehen drei Kinder hervor. Ab 1964 führt er seine Arbeit im eigenen Büro fort und plant unter anderem Frankfurts Stadt- und Universitätsbibliothek. Kramer ist eng mit Persönlichkeiten wie dem Sozialphilosophen Theodor Adorno oder der Künstlerin Charlotte Posenenske befreundet. Kramers Werk wird noch zu Lebzeiten mit zahlreichen Preisen, Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt. 1982/83 wird es erstmals in einer Einzelausstellung im Berliner Bauhaus-Archiv präsentiert. Kramer stirbt 1985 in seinem Geburtsort Frankfurt am Main. Neben weiteren Ausstellungen wird in den 1990er-Jahren die umfassende Kramer-Retrospektive „Der Charme des Systematischen“ in Zürich, Frankfurt, Dessau und München gezeigt. Obwohl Ferdinand Kramer heute als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne gilt, ist die Zukunft seiner denkmalgeschützten Frankfurter Universitätsbauten ungewiss, da der Campus aufgelöst wurde.
2012 legte das Frankfurter Unternehmen e15 eine Reedition der Möbelklassiker von Ferdinand Kramer auf, die wir in einer großen Ausstellung zur Kölner Möbelmesse 2013 präsentierten. Den Vortrag dazu hielt Dr. Gabrielle Lueg, Kuratorin für Design & Kunst 20. / 21. Jahrhundert des MAKK, als Gäste durften wir Frau Prof. Lore Kramer und e15 Gründer Philipp Mainzer begrüßen.