Abgestuft und fließend: Architectmade präsentiert Vasen von Vibeke Rytter
Die Dänin Vibeke Rytter verknüpft in ihrem Schaffen die unterschiedlichsten Aspekte von Kunst, Design und Architektur. Ein verbindendes Element, das sich durch ihr gesamtes Werk zieht, bildet dabei jedoch die Beschäftigung mit keramischen Werkstoffen. Rytter studierte von 1986 bis 1990 an der Danmarks Designskole, also der Designfakultät der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Schon zu diesem Zeitpunkt wählte sie als Schwerpunktthema die Materialien Keramik und Glas. In der Folge arbeitete sie als Künstlerin und Designerin. Im Jahr 1997 nahm sie – wiederum an der Königlichen Akademie – ein Studium der Architektur auf, das sie 2004 abschloss. Währenddessen besuchte sie auch Kurse an der Fakultät für visuelle Künste, wo sie außerdem als Mitarbeiterin tätig war. In jüngerer Zeit ist Rytter vermehrt in der Werkstoffforschung aktiv. Sie experimentiert etwa mit dem CNC-Fräsen von Keramik und ist beteiligt an der Entwicklung von Bauelementen aus glasiertem Beton.
Die nun vorgestellte Vasenserie Flow von Architectmade umfasst drei Modelle unterschiedlicher Größen und Formen: Das Modell Teardrop mit tropfenförmigem Bauch und konischem Hals ist mit einer Höhe von gut 30 cm am höchsten. Das Modell Drop behält die grundsätzliche Form bei, ist mit einer Höhe von gut 17 cm jedoch deutlich kleiner und in seiner Ausformung etwas gedrungener. Nur unwesentlich kleiner wiederum ist mit genau 17 cm schließlich das Modell Bubble, das jedoch ganz auf einen Hals verzichtet. Alle drei Vasen sind aus mattem, weißem Porzellan gefertigt. Ihr besonderes Gestaltungsmerkmal ist die abgestufte Form ihrer Oberfläche. Die zugrundeliegende runde Form wird – ähnlich wie bei einem digitalen Bild – in eine Abfolge kleiner Abstufungen übersetzt. So wirkt es, als seien die Vasen mit geringer Auflösung von einem 3D-Drucker produziert, oder aus Lego-Steinen zusammengesetzt worden. Die resultierende Oberfläche bietet einen reizvollen Untergrund für Lichteinfall und Schattenwurf und erinnert an sanfte konzentrische Wellen auf einem stehenden Gewässer.
Inspiration für die Vasen fand Rytter in der Grundtvigskirche im Kopenhagener Stadtteil Bispebjerg. Bei der von 1921 bis 1940 erbauten Hallenkirche handelt es sich um das Hauptwerk des Architekten Peder Vilhelm Jensen-Klint. Das aufsehenerregende Bauwerk im Stil des Backsteinexpressionismus kombiniert moderne Formen und die vom Backstein vorgegebene Textur mit Elementen der Gotik – eines Stils der traditionell mit Kirchen in Verbindung gebracht wird. Besonders die Pfeiler und Bögen im Innenraum zeigen deutlich eine durch die Formate der verwendeten Backsteine bedingte, abgestufte Form. Nachdem Jensen-Klint im Jahr 1930 starb, wurde die Kirche unter Leitung seines Sohnes vollendet – niemand geringerem als Kaare Klint, einem der prägendsten und richtungsweisendsten Gestalter des dänischen Designs im 20. Jahrhundert.