Bruno Taut Buch inkl. Originalfarbkarte

Ein typografisches Schätzchen findet sich zu Zeit im Markanto Markt: Das Buch Ein Wohnhaus von Bruno Taut inklusive der Originalfarbkarte von 1927. Bruno Taut (1880-1938) war deutscher Architekt und Stadtplaner, Vertreter des Neuen Bauen und wurde vor allem durch die Planung von Großsiedlungen bekannt. Die Farbkarte gehört zu den ersten moderen Farbsystemen des 20. Jahrhunderts und ist mit der Farblehre von Le Corbusier zu vergleichen. Die Idee solcher Farbkarten war, die Farbskalen zu standardisieren. Sie sollten als Anleitung für die handwerkliche und künstlerische Praxis dienen.

1912 entwickelte Otto Prase zusammen mit dem Farbkastenhersteller Paul Baumann ein erstes Ordnungssystem mit 1300 Leimfarbenmustern, geordnet nach Farbtonabstufungen. Dieses Werk Baumanns neue Farbentonkarte (System Prase) enthielt genaue Anweisungen, nach denen die Malerhandwerker die gewünschten Farbtöne selbst nachmischen konnten. Der dem Buch Ein Wohnhaus beiliegenden Farbkarte liegen die Farbentonkarten von Baumann und Prase zugrunde. Der fortschrittliche Unterschied besteht darin, dass Bruno Tauts Muster nicht nur Leimfarben einbeziehen, sondern zwischen den verschiedenen Bindemitteln der Anstriche unterscheiden. Denn je nachdem, welche Bindemittel – Leim- oder Ölbindemittel – verwendet werden, ist auch die Farbwirkung und Glanz unterschiedlich. Später entstand aus der Farbwelt von Bruno Taut wohl die heutigen RAL Farben.

Bruno Taut und die Hufeisensiedlung

Die von Bruno Taut geplante Berliner Hufeisensiedlung, erbaut zwischen 1925 und 1930, war eine der ersten Großsiedlungen der Weimarer Republik. Der soziale Wohnungsbau der 1920er Jahre sollte die Wohnungsnot in den Städten mildern. Um die Bau- und in der Folge die Mietkosten niedrig zu halten, verzichteten die Architekten und die Stadtplaner auf kostspielige und aufwändige Gestaltungselemente. Der Reiz dieser auf den ersten Blick schlichten Architektur erschließt sich erst auf den zweiten Blick, wenn man ein Auge für Details hat. Kleine Einfamilienhäuser sind um Grünräume angeordnet. Die über tausend Wohneinheiten sind nach insgesamt nur vier Grundriss-Typen geplant.

Seit 1986 steht die Hufeisensiedlung unter Denkmalschutz, 2008 wurde sie zusammen mit fünf weiteren Siedlungen der Berliner Moderne in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Vorgezogene Treppenhäuser und der Einsatz von Farben gehörten zu Tauts Gestaltungsmitteln, sowohl in der Hufeisensiedlung als auch in seinen weiteren Projekten. Bruno Taut sieht die Farben als ein eigenes Element der architektonischen Planung. Seine Sicht von der Bedeutung der farblichen Gestaltung in der Architektur eines Wohnhauses brachte Bruno Taut in seinem Buch Ein Wohnhaus zum Ausdruck, das nun bei Markanto erhältlich ist. Weitere Informationen zum Bruno Taut Haus (das heute besichtigt werden kann und auch als Übernachtungsmöglichkeit gilt) finden Sie auch unter der sehr schönen Web-Seite www.tautes-heim.de und www.hufeisensiedlung.info

Nach der Umsetzung zahlreicher Projekte in den 1920er Jahren und seiner Berufung als Honorarprofessor an die Technische Hochschule Berlin im Jahr 1930 konnte Bruno Taut in der Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen. In den 1930er Jahren folgten mehrere Auslandsaufenthalte, unter anderem in Moskau, in der Schweiz, in Japan und in der Türkei. In der Türkei hatte er eine Professur für Architektur an der Akademie der Künste inne. Im Jahre 1938 gestaltete er den Katafalk für den verstorbenen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Eine große Ehre wurde Bruno Taut nach seinem Tod 1938 erwiesen: Als einziger Ausländer wurde er auf dem Ehrenfriedhof des türkischen Staates in Istanbul bestattet.