Ein Teppich zum Jubiläum: Homage to the Bauhaus von Frank Kirschbaum

Das Bauhaus entstand nach Ende des Ersten Weltkriegs 1919 durch den Zusammenschluss der Großherzoglich-Sächsischen Kunst- und Kunstgewerbeschule, die beide in Weimar angesiedelt waren. In dieser Zusammenlegung liegt bereits eine der wichtigen Neuerungen, die das Bauhaus mit sich brachte, denn zum ersten mal wurden hier Architektur, Design, Handwerkskunst, Graphik und die Bildkünste als ganzheitliche Einheit gelehrt. Auch verschrieb sich das Bauhaus von Anfang an voll und ganz der Moderne. Als eine der wichtigsten Heimstätten der klassischen Moderne, prägte es den Stil und wirkt bis heute nach. Darüber hinaus gilt das Bauhaus als bedeutendste Bildungsstätte für Architektur, Kunst und Design im zwanzigsten Jahrhundert.

Die Gründung des Bauhauses erfolgte auf Initiative des Architekten Walter Gropius, der bis 1928 auch als Direktor fungierte. In den ersten Jahren war die Hochschule zunächst im von Henry van de Velde entworfenen Gebäude der vorherigen Kunstgewerbeschule im thüringischen Weimar angesiedelt. Dort gewannen jedoch in den folgenden Jahren  Parteien des rechten Spektrums zunehmend an Macht, die der Moderne skeptisch gegenüberstanden und das Bauhaus als linksgerichtet ansahen. In der resultierenden politischen Atmosphäre wurden die Bedingungen für die Hochschule immer schwieriger. Nachdem der Thüringer Landtag das Bauhausbudget 1924 halbierte, buhlten zahlreiche andere Standorte um die Gunst des Bauhauses. Sogar ins ferne Köln wollte der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer die innovative Hochschule locken. Stattdessen entschied sich der Meisterrat des Bauhauses für einen Umzug in die nur knapp 150 km von Weimar entfernte, sachsen-anhaltinische Stadt Dessau, wo in den Jahren 1925 bis 26 ein von Gropius entworfener Neubau entstand.

Das Dessauer Bauhausgebäude, das seit 1996 zum UNESCO Welterbe zählt, ist eine bauliche Manifestation der Schule selbst und versinnbildlicht alles, wofür sie steht. Das Gebäude setzt sich aus mehreren quaderförmigen Bauteilen zusammen, die in ihrer Anordnung Harmonie und Balance herstellen, jegliche Symmetrie jedoch vermeiden. Insbesondere der in Skelettbauweise errichtete Werkstättentrakt bietet einen spektakulären Anblick. Seine Außenhaut wird von einer der frühesten, gläsernen Vorhangfassaden gebildet.

Das Gebäude bildet gleichzeitig auch den Anknüpfungspunkt für das Motiv des von Frank Kirschbaum gestalteten Teppichs. Dieses orientiert sich nämlich an der Grundrissfigur des Dessauer Bauhauskomplexes und zeigt die einzelnen Gebäudeteile als farbige Rechtecke. Auch in der Farbigkeit hat Kirschbaum sich an der Lehre des Bauhauses orientiert: Zum Einsatz kommen die typischen Bauhausfarben Rot, Gelb und Blau. In der Farbenlehre nach Johannes Itten, der von 1919 bis 1923 als lehrender Meister am Bauhaus tätig war, bilden sie die Grundfarben. Hinzu kommen Schwarz und Weiß, die Itten als „Nicht-Farben“ bezeichnete, sowie ein silbergrauer Ton, der an die Verchromung bauhaustypischer Stahlrohrmöbel und Metallwaren erinnert.

Frank Kirschbaum ist gelernter Schreiner und Absolvent der Kölner Fachschule des Möbelhandels. Er ist hauptberuflich beim Kölner Interieur-Showroom Design Post tätig und hat sich intensiv mit der Geschichte der 1910 erbauten Eisenfachwerkhalle beschäftigt, die ursprünglich als Bahnhofshalle für die Paketpost diente und jetzt die Design Post beherbergt. Seit vielen Jahren setzt Frank Kirschbaum sich intensiv mit dem Bauhaus und De Stijl auseinander. Hieraus entstehen immer neue Entwürfe, die er bislang handwerklich produzierte. Den Teppich signierte Kirschbaum mit einem S-förmigen Signet, welches an ein abstraktes Gesicht oder den Buchstaben F (für Frank) erinnern soll.



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