Finnische Birke mit natürlichem Charakter: neue Holzvarietät bei Artek

Das Jahr 2023 steht bei Artek ganz im Zeichen des 90. Jubiläums des Entwurfs für den Hocker 60. So wurde etwa die Sonderedition Kontrasti aufgelegt, die durch die Verwendung dunkler Holzschichten die raffinierte Konstruktionsweise des Hockers besonders klar ablesbar macht (wir berichteten).

Der finnische Architekt und Designer Alvar Aalto entwarf den so bescheiden daherkommenden Hocker im Jahr 1933 zur Ausstattung eines ebenfalls von ihm entworfenen Bibliotheksgebäudes in Viipuri. Als er 1935 gemeinsam mit seiner Frau und weiteren Geschäftspartnern den Möbelhersteller Artek gründete, ging der Hocker in Serienproduktion und wurde zum Grundstein und Verkaufsschlager des Unternehmens.

Beim Entwurf des Hockers ging Alvar Aalto von dem in Finnland reichlich verfügbaren Material Birkenholz aus und berücksichtigte auch Besonderheiten, wie die aufgrund der nordischen Kälte geringen Stammdurchmesser der Bäume. Durch die Verwendung von furniertem Leimholz für die Sitzfläche, sowie der Anwendung eines speziellen Bugholzverfahrens für die Beine, gelang ein Entwurf, der die lokalen Ressourcen auf höchst effiziente Weise nutzt. Er wurde zum Vorbild einer ganzen Produktserie von Stühlen und Tischen, die jeweils auf dem gleichen Konstruktionsprinzip beruhen. Der Hocker 60 blieb seit Gründung des Unternehmens durchgängig in Produktion, wobei im Laufe der Jahre nur minimale Änderungen am ursprünglichen Entwurf vorgenommen wurden. Heute erfolgt die Fertigung in Arteks Werk im finnischen Turku und damit in der Nähe jener Birkenwälder, die den Rohstoff für die Möbelproduktion liefern.

In Zusammenarbeit mit dem italienischen Designstudio Formafantasma, gegründet von Andrea Trimarchi und Simone Farresin, hat sich Artek nun einer genauen Untersuchung der eigenen Rohstoffwege gewidmet. Ausgangspunkt war die Ausstellung Cambio, die das Studio nach umfangreichen Recherchen kuratiert und erstmals im Jahr 2020 in den Londoner Serpentine Galleries präsentiert hatte. Der Titel der Schau spielt sowohl auf das lateinische Wort für Veränderung an, als auch auf das Kambium, also jene Holzschicht im Stamm eines Baumes, die sich zwischen Rinde und Splintholz befindet. Die Ausstellung beschäftigt sich kritisch mit der internationalen Forstwirtschaft und beleuchtet deren zukünftige Schwierigkeiten, insbesondere angesichts des Klimawandels. Seit dem Londoner Auftakt ist Cambio weltweit auf Tournée, wobei die Ausstellung an jeden Ausstellungsort angepasst wird, also einem konstanten Wandel unterworfen ist. In Zusammenhang mit Formafantasmas Kollaboration mit Artek wurde Cambio im Jahr 2022 im Designmuseum in Helsinki gezeigt.

Eine Neuheit, die sich aus der Zusammenarbeit mit Formafantasma ableitet, ist die Holzvarietät Wildbirke. Hierbei handelt es sich um Birkenholz, das optische Abweichungen von Arteks strengen Anforderungsstandards aufweist. Drei solche Abweichungen sind besonders häufig: Streifen dunkleren Kernholzes, Astlöcher und Insektengänge. Insbesondere letztere kommen infolge des Klimawandels bei finnischen Birken immer häufiger vor. Sie werden von verschiedenen Insekten verursacht, die dicht unter der Baumrinde Gänge ins Holz bohren. Beim weiteren Wachstum reagiert der Baum auf diese Schädigung und verschließt die Gänge mit einem dunkelbraunen bis schwarzen Holz. In verarbeiteter Form bleiben die Insektengänge als feine dunkle Linien – teils auch mit Unterbrechungen – erkennbar. Auf die Belastbarkeit der Möbelstücke haben die genannten Abweichungen keine Auswirkung. Dem Schönheitsideal ebenmäßiger Perfektion entsprechen Sie aber natürlich nicht. Aus diesem Grund hat Artek Hölzer mit solchen Abweichungen bislang nur für farbig lackierte Möbelteile verwendet.

Im Rahmen der Kollboration mit Formafantasma, hat Artek nun beschlossen, Birkenholz mit optischen Imperfektionen ab sofort als eigene Varietät anzubieten. Schließlich hat dieses Holz einen ganz eigenen reizvollen Charakter. Gerade die Abweichungen vom makellosen Ideal lassen es als Naturprodukt erkennbar werden und geben Aufschluss über die Wachstumsbedingungen des jeweiligen Baums.

Es handelt sich bei der Einführung der neuen Holzvarietät Wildbirke keineswegs um eine limitierte Sonderedition, sondern um eine permanente Ergänzung des regulären Produktprogramms. Als erstes Produkt wird nun der Hocker 60 Villi in Wildbirke angeboten, wobei der Beiname Villi das finnische Wort für „wild“ ist, also auf das von Imperfektionen gekennzeichnete Holz hinweist. Alle weiteren Hocker, Stühle und Tische der auf dem Hocker 60 beruhenden Produktreihe, sollen zukünftig ebenfalls in Wildbirke angeboten werden. Birkenholz in gewohnt astreiner Qualität wird durch diesen Schritt nicht aus dem Programm verdrängt, sondern bleibt ebenfalls weiterhin erhältlich, so dass Sie als Kunde frei wählen können.

Passende Artikel
Artek-Hocker-60-villi-wildbirke Hocker 60 Villi
von Alvar Aalto
€ 245,00 *
Sofort lieferbar
 
Hocker-60-Zebra-stool-60-zebra -Aalto-Artek Hocker 60 Zebra
von Alvar Aalto
€ 435,00 *
 
 
Hocker 60-honey-stool-60-Alvar-Aalto-Artek Hocker 60 Honey
von Alvar Aalto
€ 295,00 *
Sofort lieferbar
 
Hocker60-artek-stool60-Alvar-Aalto Hocker 60 (lackiert)
von Alvar Aalto
€ 285,00 *