Flos überführt die Konzeptleuchte Bulbo 57 von Achille und Pier Castiglioni in das LED-Zeitalter
Die Pendelleuchte Bulbo 57 ist an Reduktion nicht zu übertreffen. Achille und Pier Castiglioni entwarfen die auf die Form einer industriellen Glühbirne reduzierte Leuchte 1957 für die XI. Triennale von Mailand. Um die Form des Glaskörpers der Glühbirne zu betonen, verkürzten die Castiglioni Brüder den Glühbirnenhals und verzichteten vollständig auf das Schraubgewinde. Der ausgestellt runde Glaskörper aus Borosilikatglas gibt Raum für den filigran geschwungenen Glühdraht, der in der originalen Leuchte von 1957 aus Wolfram bestand.
Die typische weiße Lichtqualität wird in der neuen Edition von Flos durch einen LED-Glühdraht erzeugt, der dem zeitgemäßen Energiestandard entspricht, ohne dabei in der Lichtqualität dem Originals nachzustehen.
Während die beiden Castiglioni Brüder ihre Bulbo 57 für die Triennale in Mailand zu einem Leuchtenmeer zusammenschlossen, das durch den Stromfluß rot schimmerte, besteht die neue Editio aus zwei gleichförmigen Glaskugeln mit einem Durchmesser von 20 cm.
Über Achille und Pier Giacomo Castiglioni
Die beiden Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni waren treibende Kräfte in der Herausbildung des italienischen Industriedesigns. Ihre Entwürfe waren vielfältig – von Architektur über Hocker und Leuchten bis zu Steckdosen – und ungewöhnlich. Konzeptuell arbeiteten sie häufig mit der von Marcel Duchamp geprägten Idee des Readymades und verwendeten mit unter einen Fahrradsattel für den Entwurf des Hockers „Stella“ (1957) oder einen Autoscheinwerfer für den Deckenstrahler „Toio“ (1962).
Geboren wurden Pier Giacomo und Achille Castiglioni 1913 und 1918 in Mailand. Zusammen mit dem älteren Bruder Livio Castiglioni gründeten Pier Castiglioni 1937 ein Studio für „Architektur, Städtebau und Industriedesign“, in das 1944 der jüngere Achille Castiglioni eintreten sollte. In den ersten Jahren nach der Eröffnung des Büros übernahmen die gelernten Architekten überwiegend Aufträge für Architektur, wie 1952 den Bau eines Gebäudekomplexes für das Mailänder Kunstmuseums La Permanente. Es folgten bedeutungsträchtige Aufträge wie der Entwurf der Mailänder Pfarrkirche San Gabriele Arcangelo oder der Entwurf des Bürogebäudes für die Camera di commercio, industria e agricoltura, die mit der deutschen Industrie- und Handelskammer vergleichbar ist. 1954, zu einem Zeitpunkt als Livio Castiglioni schon aus dem Büro ausgetreten war, gestalteten Achille und Pier Castiglioni im Rahmen der Mailänder Triennale die Industrieausstellung im Palazzo dell’Arte. Für den Entwurf des formal reduzierten Deckenstrahlers „Luminator“ für Flos wurden sie noch im gleichen Jahr mit dem Designpreis Compasso d’Oro ausgezeichnet. In den Folgejahre waren Achille und Pier Castiglioni mit außergewöhnlichen Designentwürfen fast bei jeder Triennale vertreten, erhielten zahlreiche Auszeichnungen, lehrten an renommierten italienischen Universitäten für Industriedesign und Architektur Mailand und Turin und wirken maßgeblich in kuratiernden Positionen (wie für die Mailänder Triennale) an der Entwicklung des italienischen Industriedesigns mit. Pier Giacomo Castiglioni starb bereits 1968, Achille Castiglioni setzte seine Tätigkeit als Designer für Firmen wie Alessi, Flos, Olivetti oder Zanotta bis ins Jahr 2002 fort.
Entwürfe der Castiglionis finden sich heute unter anderem im MoMa in New York, Royal Institute of British Architects (London) Musée des Arts Decoratifs (Paris), Modern Art Museum (Sao Paulo, Brasilien), Prima Exposición de Diseño Industrial (Buenos Aires, Argentinien), und auch in den Museum für Angewandte Kunst in Hamburg und Köln.
Abbildung: Stefania Giorgi