Sensilla Museumsstuhl in einer Vollholzversion

Vor fast 30 Jahren schuf Christoph Siebrasse mit dem Museumsstuhl Sensilla eine Ikone des Neuen Deutschen Designs der 1980er Jahre. Nun präsentiert die Manufaktur Weingarten eine neue Edition des Klassikers mit der nach wie vor einmaligen schwebenden Sitzfläche – der Sensilla ist ab sofort mit Gestell und Sitzfläche aus Holz erhältlich.
Bei der neuen Variante kommt der experimentelle Entwurf der 1980er Jahre in abgemilderter Form daher: das Gestell aus massivem Wengeholz weist im dem Bereich ,der als Rückenlehne fungiert, eine ergonomische Aussparung auf. Die Aufhängung der Sitzfläche aus schwarz lackiertem Holz erfolgt mit einem Textilseil, das durch entsprechende Bohrungen des Gestells gefädelt ist und als besonderes Detail im Bereich der Armlehnen sichtbar auf der Oberseite des Gestells geführt ist.

Sensilla Museumsstuhl in Wenge

”Anlässlich des fast 30. Geburtstags und der engen Zusammenarbeit der letzten Jahre, kam uns die Idee, den von Christoph Siebrasse entworfenen Stuhl als Jubiläums-Edition in Edelholz zu fertigen. Das Resultat der Zusammenarbeit ist eine Ausführung des Stuhls, der neben den Vorteilen des bewegten, gesunden Sitzens die Wärme und die Haptik des geölten Wenge-Massivholzes, mit ergonomisch geformten Rückenteil und der frei beweglichen, an nautischen Textilseilen aufgehängten Sitzfläche aus Holzwerkstoff in lackierter Oberfläche eine zeitgemäße Umsetzung des Art-Designs, so Frank Weingarten von der gleichnamigen Tischlerei.

Sensilla: Funktionalismuskritik im Grenzbereich von Kunst und Design

„Einfacher Stuhl“, so lässt sich die Bedeutung des aus den spanischen Wörtern „Silla“ (Stuhl) und „Sencillo“ (Einfach) zusammengefügten Namens interpretieren. Bekannt ist der Entwurf aus dem Jahr 1988 mit einem Vierkant-Stahlrohrgestell in Kombination mit einer Sitzfläche aus Marmor oder mit einer Sandwich-Konstruktion aus Stahlblech und Filz. Die Besonderheit: Anstatt einer starren Verbindung ist die Sitzfläche lediglich an vier Punkten mittels Stahlseilen am Rahmen aufgehängt. Eine derartige Aufhängung – so simpel und naheliegend sie auch ist – stellte bei der Markteinführung des Stuhls ein Novum dar. Sie verleiht dem Entwurf einerseits seinen besonderen Reiz und eine augenzwinkernde Verspieltheit, andererseits regt die Konstruktion beim Sitzen dazu an, stetige Mikrobewegungen auszuführen, was für ein orthopädisch gesundes Sitzen sorgt.

Mit diesem ungewöhnlichen Element und der Verwendung industriell anmutender Materialien ist Sensilla ein typischer Vertreter des Neuen Deutschen Designs. Diese der Postmoderne zuzuordnende, stilistische Strömung, die zu Beginn der 1980er Jahre in Deutschland entstand, richtete sich gegen den vorherrschenden auf die klassische Moderne zurückzuführenden Funktionalismus und das gerade in Deutschland verbreitete Konzept der „Guten Form“. Seit 2012 ist Christoph Siebrasse populärster Entwurf Teil der ständigen Designausstellung im MAKK Museum für Angewandte Kunst in Köln.

Sensilla Museumsstuhl mit seiner hängenden Sitzfläche

Viele Hersteller von Alltagsgegenständen, Möbeln und anderen Gebrauchsgütern, waren der Auffassung eine für alle Zeiten allgemeingültige Formensprache gefunden zu haben, in deren Rahmen sie in Eigenregie neue Produkte gestalten können. Externe Designer erhielten dementsprechend kaum Aufträge und widmeten sich stattdessen der konzeptionellen Arbeit im Grenzbereich von Kunst und Design. Anders als bei der zeitgleichen und verwandten Strömung in Italien mit bekannten Vertretern wie Memphis und dem Studio Alchimia, setzte sich in Deutschland die Verwendung von industriell anmutenden Materialien durch, die traditionell für den Wohnbereich nicht als angemessen gelten: Armiereisen und Beton, Stahlseile und Wantenspanner, nicht rostfreier Stahl mit unbearbeiteter Oberfläche, sowie Gummi, Filz und Ähnliches.