Skelettbauweise im Kinderzimmer: „The Toy“ von Charles und Ray Eames

In ihrem Bestreben nach Schönheit, Funktionalität und moderner Formensprache verfolgten Charles und Ray Eames einen ganzheitlichen Ansatz. Bei ihren Zeitgenossen diagnostizierten sie aber noch einen gewissen ästhetischen Erziehungsbedarf. Da war es nur konsequent, schon bei den Kleinsten anzufangen und getreu dem Motto „Take your pleasure seriously!“, eine Auswahl von Spielzeugen anzubieten, die den Kindern ganz nebenbei Kreativität, ein Verständnis für räumliche Zusammenhänge, sowie ästhetische und konstruktive Prinzipien der Moderne nahebringt. Ihr Regalsystem ESU, ließen die Eames in den 1950er Jahren von Herman Miller in einer Transportverpackung ausliefern, die sich im Anschluss besonders gut als Kinderspielzeug eignete. Mitgeliefert wurde eine Anleitung, wie aus der Verpackung ein Spielhäuschen angefertigt werden kann.

Bekannte Spielzeuge nach Entwürfen von Charles und Ray Eames sind das House of Cards oder das Coloring Toy. Auch mit dem Hang It All oder dem Eames Elephant richtete sich das Designerpaar primär an eine kindliche Zielgruppe. Allen voran ist aber ein Spielzeug zu nennen, das nicht nur den eindeutigen Namen „The Toy“ trägt, sondern auch der früheste Spielentwurf der Eames ist. Außerdem bietet es die größten Gestaltungsspielräume und lässt somit der kindlichen Kreativität freien Lauf. Dabei greift es auf ein für Charles und Ray Eames typisches Gestaltungsprinzip zurück, denn es handelt sich um ein modulares System.

Das 1951 entwickelte Konstruktionsspiel besteht aus mehreren farbenfrohen Vinylfolien in Form von Quadraten und gleichseitigen Dreiecken. Die Seitenlängen der Quadrate und Dreiecke sind dabei identisch, so dass sie sich leicht kombinieren lassen. Die Folien weisen an ihren Kanten Tunnelzüge auf, in die sich passende Holzstäbe einschieben lassen und die Folien damit zu festen Paneelen versteifen. Mittels Pfeifenreinigern können diese Paneele dann zu verschiedenen Strukturen wie Häuschen, Türmen, Drachen oder Dekoelementen verbunden werden.

Mit einfachsten Mitteln ermöglicht dieses, dem Prinzip der Skelettbauweise folgende, Modulsystem zahlreiche mögliche Objekte. Kombiniert man mehrere Sets, potenziert sich auch die Anzahl möglicher Bauten. Das als „groß, bunt und einfach aufzubauen“ beworbene Set richtet sich dementsprechend auch nicht ausschließlich an Kinder. Auch im fortgeschrittenen Alter finden sich noch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für die Eames-Entwicklung – etwa als Theaterkulisse oder Partydekoration.

Das ursprünglich von dem Hersteller Tigrett Enterprises von 1951 bis 1959 angebotene Konstruktionsspiel wurde nun vom Eames Office erstmals wieder aufgelegt. Die Neuauflage orientiert sich bis ins Detail am Original, so wurde auch die liebevoll gestaltete Bedienungsanleitung und die kultige sechseckige Verpackung beibehalten, die sich bienenwabenartig stapeln lässt.

Also ganz egal, wie alt Sie sind: für „das phantasievollste Spielzeug des Jahrzehnts“ ist es nie zu spät.

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