Zu Gast bei Knoll in Italien
Den Beginn dieser Woche durften wir in Italien verbringen – genauer in Umbrien. Im dortigen Foligno am Rande der Abruzzen befindet sich das europäische Hauptwerk von Knoll. Einen kleinen Reisebericht finden Designinteressierte hier:
Über das Werk von Knoll International in Foligno
Seit 1968 erfolgt die Produktion der Designklassiker von Knoll International in Foligno. Denn in diesem Jahr erwarb Knoll die Firma Gavina und die Rechte an der Gavina Kollektion, zu der exemplarisch der Wassily Chair von Marcel Breuer oder die Sitzlandschaft Malitte von Sebastian Matta (heute leider nicht mehr in Produktion), zählten. Hintergrund war dabei, dass Dino Gavina, eine Schlüsselfigur des italienischen Designs, damals unverhofft in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet (einen umfangreichen Beitrag über Dino Gavina finden Sie hier).
Das Knoll Werk in Foligno
Entworfen wurde das Gebäude und der heutige Knoll Showroom damals von Achille Castiglioni für Dino Gavina, der auch die Leuchtenmanufaktur Flos gründete. Passend dazu ist der Showroom mit zahlreichen Flos Lichtklassikern illuminiert.
Sitzgruppe von Warren Platner unter einem Kronleuchter von Gino Sarfatti
Präsentation der Knoll Outdoor Kollektion im Showroom
Ein historisches Highlight war das kleine werkseigene Museum von Knoll – wo zahlreiche Originale aus der ruhmreichen Knoll und Gavina-Vergangenheit gezeigt wurden. Die untere Abbildung zeigt exemplarisch oben den Hardoy Chair, den 503 Stuhl von Hans Wegner oder den Isokon Lounge Chair von Marcel Breuer, die untere Reihe enthält links einen Florence Knoll Sessel, den Lambda Chair von Maro Zanuso und Richard Sapper, den Sanluca von Achille und Pier Giacomo Castiglioni sowie rechts einen seltenen Sessel von Marcel Breuer.
Historische Originale von Knoll und Gavina
Besonders interessant war für uns natürlich die Werksbesichtigung, wo die berühmten Klassiker von Knoll wie der Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe oder die Möbelentwürfe von Eero Saarinen produziert werden.
Blick in die Produktion von Knoll
Natürlich erfolgen heute zahlreiche Arbeitsvorgänge mit modernsten Technologien, aber nach wie vor ist auch Handarbeit gefragt – wie bei der sehr aufwendigen Herstellung der Lederbespannung und der Lederkissen für den Barcelona Chair. Denn hierbei müssen die einzelnen Lederelemente nach wie vor mit der Hand vernäht werden.
Innenleben eines Lederkissens für den Barcelona Chairs von Knoll
Nach der Werksbesichtigung durften wir die Herstellung der Marmorplatten für die Saarinen Tische oder die Sideboards von Florence Knoll begutachten. Wirklich überraschend war für uns, wie viele Arbeitsvorgänge für die Produktion einer einzelnen Marmortischplatte nötig sind. Vermessen, schneiden, schleifen, polieren, beschichten, wieder polieren, beschichten, polieren, kontrollieren und immer wieder polieren – insgesamt umfasst die Herstellung jeder Tischplatte fast 50 Arbeitsvorgänge. Hierbei wechseln sich modernste Technolgien und klassisches Handwerk miteinander ab, um so ein hochqualitatives und langlebiges Produkt zu produzieren.
Schleifen einer Tischplatte für einen ovalen Saarinen Esstisch
Tischplatten für Saarinen Beistelltische in Marmor Arabescato und Marmor Verde Alpi
Das fertige Produkt: ein Sideboard von Florence Knoll