Artek Hocker 60 versus Ikea Hocker Frosta

Auf dem ersten Blick sieht man kaum einen Unterschied – Alvar Aaltos berühmter Hocker 60 (hier in der Markanto Forest Edition mit dunkelgrünem Linoleum) und der Hocker Frosta von Ikea. In einem Punkt unterscheiden sich die beiden Sitzmöbel jedoch deutlich. Während der Hocker 60 ab € 195 erhältlich ist, kostet das Modell Frosta in deutschen Ikea Möbelhäusern aktuell € 9,99…

Die Details machen den Unterschied

Klar ist zunächst, dass Alvar Aaltos Entwurf deutlich älter ist, als der Ikea-Hocker. Der Architekt entwarf das Möbelstück 1933 für die Bestuhlung der Bibliothek von Viipuri – also zehn Jahre bevor das Unternehmen Ikea gegründet wurde. Klar dürfte auch sein, dass man sich bei Ikea vom Hocker 60 (den es auch damals schon als vierbeinige Version gab – das Modell E60) inspirieren ließ. Dabei übernahm man neben der Grundform, die unter anderem dafür sorgt, dass der Hocker platzsparend zu stapeln ist, auch das hauptsächlich verwendete Material, nämlich – wie es sich für einen finnischen Entwurf gehört – Birkenholz.

Dass sich Ikea klassische Möbelentwürfe zum Vorbild für eigene Produkte nimmt, ist kein Einzelfall. Viele Ikea Produkte lassen gewisse Ähnlichkeiten zu ikonischen Designklassikern erkennen. So erinnert etwa die Pendelleuchte Knappa entfernt an Poul Henningsens Entwurf Artichoke, die Stehleuchte Stockholm weist Ähnlichkeiten zu Arne Jacobsens Modell AJ auf und die Pendelleuchte Fillsta ist erkennbar von Achille Castiglionis Entwurf Taraxacum beeinflusst. Um Fälschungen handelt es sich jedoch nicht, denn die Ikea Entwürfe sind keine exakten Kopien ihrer Vorbilder und sind trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit oft ganz anders umgesetzt – verwenden etwa andere Materialien und Konstruktionsweisen.

Die bedeutendste Innovation in Aaltos Entwurf stellen die L-förmig gebogenen Schichtholzbeine dar, die es erstmals ermöglichten, Stuhlbeine einfach auf der Unterseite der Sitzfläche anzuschrauben. Diese Technik machte zusätzliche Rahmen- oder Eckkonstruktionen überflüssig und vereinfachte den Aufbau des Hockers deutlich. Damit konnte der Hocker kostengünstig versandt und schließlich einfach vor Ort montiert werden. Dieses Prinzip machte sich Ikea später mit großem Erfolg zu Eigen. Das zum Erzielen der Biegung angewendete Verfahren wurde von Alvar Aalto selbst entwickelt und patentiert. Die Schichtholzbeine werden mehrfach parallel bis in den zu biegenden Bereich aufwendig geleimt und verformt. In die Einschnitte werden passende Holzstücke eingefügt und das Bein schließlich unter Dampfeinwirkung gebogen und formverleimt. Das Resultat ist ein weitgehend massives Bein, das in den entscheidenden Bereichen schichtholzartig formverleimt ist.

Ein weiterer eklatanter Unterschied ist die Sitzfläche. Während Ikea für die Sitzfläche genau wie für die Beine Schichtholz verwendet, kommt beim Hocker 60 eine Sandwich-Konstruktion zum Einsatz, bei der wahlweise Linoleum, Laminat oder klarlackiertes Birkenfurnier die Oberfläche bildet. Ikea bieter dagegen nur eine Oberfläche an.

Unser Fazit

Der Architektenentwurf von Aalto ist natürlich von seinen Proportionen um einiges eleganter und stimmiger als die Ikea Version. Auch bietet Artek den Hocker 60 in einer Vielzahl von Farb- und Ausführungsvarianten an, was sich natürlich auch in der Kalkulation des Preises wiederfinden muss. Insofern kann man aus Sicht des finnischen Klassikers gelassen auf die schwedische Alternative blicken: Das Original bleibt eben das Original.

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