Ausstellung: Patent- und Typenmöbel von Rockhausen

Rockhausen: von der Tischlerei zur Manufaktur

In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts schuf die Möbelmanufaktur Rockhausen im sächsischen Waldheim zahlreiche Typenstühle, die heute häufig im Kontext mit der damaligen Moderne genannt werden. Einheitliches Gestaltungs-Merkmal der verschiedenen Stuhlmodelle war dabei die besonders geschwungene Sperrholz-Sitzfläche mit ihrer organischen Anmutung. Passend zum 150jährigen Jubiläum der Firma Rockhausen zeigt Markanto eine Auswahl dieser „Sitzmöbel der Zukunft”.

Gegründet wurde die Manufaktur Rockhausen bereits 1866 als Tischlerei von Carl Ernst Louis Rockhausen (1841 – 1910). Als Lieferant des sächsischen Königshauses und des Sultans von Konstantinopel florierte der Betrieb als Kunsttischlerei, das Credo war Stil und Qualität. 1902 traten die Söhne in das Unternehmen als Gesellschafter mit ein, wobei vor allem Arthur Rockhausen (1887 – 1948) später die Geschicke als Geschäftsführer und Entwerfer bestimmen sollte. Mit über 200 Mitarbeitern im Jahr 1925 war Rockhausen ein bedeutender Hersteller von Büro- und Schulmöbeln im damaligen Deutschen Reich.

Produktion bei Rockhausen in den 1920er Jahren

Ein besonderes Augenmerk verdienen die ab Mitte der 1920er Jahre produzierten Schulbänke. Laut dem historischen Musterbuch von Rockhausen war dieses zweisitzige, höhenverstellbare „Schulgestühl” für jede Körpergröße geeignet. Die Bänke wurden dabei durch den unteren Holzrahmen mit der jeweilig vorderen Bank fest verbunden, das Pult konnte durch einen Drehmechanismus verstellt werden. Die Sitzfläche und die Rückenlehne waren dabei anatomisch ausgeformt, hierbei wurde eine zweidimensionale Schichtholztechnologie verwendet.

Die Modelle ließ sich Rockhausen damals umfangreich patentieren – wahlweise als D.R.P. (Deutsches Reichspatent) oder als D.R.G.M. (Deutsches Reichs Gebrauchsmuster). Auch das runde Rockhausen-Firmensignet wurde eine eingetragene Handelsmarke.

Typenmöbel von Rockhausen

Die so geschützten Entwürfe wurden umfangreich als Patentstühle und Patentsessel beworben, verbunden mit dem Werbeslogan Die Sitzmöbel der Zukunft. Einheitliches Gestaltungsmerkmal der verschiedenen Stuhlmodelle war dabei die besonders geschwungene Sperrholz-Sitzfläche mit ihrer organischen Anmutung.

Patentsessel K 14, Entwurf Arthur Rockhausen, um 1925

Innovative Lösungen für das Büro

Über 40 verschiedene „Sitzmöbel der Zukunft” bildeten neben diversen Tischen und Schulbänken den Schwerpunkt der damaligen Produktion. Aus heutiger Sicht sind diese durchdachten Stühle aufgrund der verwendeten Schichtholztechnologie und ihrer Formgebung sehr innovativ. Das Grundkonzept wurde dabei immer wieder durch Ernst Rockhausen und die Werkstatt variiert, um so unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Passend dazu bot Rockhausen damals höhenverstellbare Arbeitsplätze an.

Höhenverstellbar Tisch mit Multifunktionsstuhl K 23, Entwurf Arthur Rockhausen, um 1925

Bedingt durch familiäre Probleme erfolgte 1933 die Teilung der Manufaktur in „Ernst Rockhausen Söhne” und „Rockhausen & Co.”. Beide Unternehmen blieben am Standort in Waldheim, aber nun mit unterschiedlichen Produktionsstätten. Besonders „Ernst Rockhausen Söhne” wurde in den nächsten Jahren sehr erfolgreich, im Jahr 1939 verfügte man über ca. 500 Mitarbeiter und 450 eingetragene Patente und Gebrauchsmuster. 33 Vertreter sorgten für den entsprechenden Auftragseingang.

Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau

Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Firmeneinrichtung der „Ernst Rockhausen Söhne” von der sowjetischen Besatzung demontiert, erst ab 1948 konnte die Produktion durch die 3. Generation der Familie neu aufgenommen werden. Dabei spezialisierte man sich nun auf die Einrichtung von Apotheken. Bedingt durch die Zugehörigkeit des Landes Sachsen zur ehemaligen DDR erfolgte 1961 eine erste staatliche Beteiligung der „Ernst Rockhausen Söhne KG”, 1972 wurde der Betrieb dann nach der Gesetzgebung der DDR komplett verstaatlicht.

Historische Rockhausen Werbung aus den 1930er Jahren

Nach dem Fall der Mauer erfolgte 1990 die Reprivatisierung der Firma. Zwischenzeitlich wurde die „Ernst Rockhausen Söhne KG” von der 4. Generation des Gründers geleitet, 1994 wurde der Betrieb, der 2016 sein 150-jähriges Jubiläum feiert, von der 5. Generation übernommen. Heute werden in Waldheim keine Stühle mehr produziert, der Firmenschwerpunkt liegt aktuell bei Apotheken- und Sanitär-Einrichtungen sowie dem gehobenen Innenausbau. Weitere Informationen zum aktuellen Rockhausen-Sortiment finden Sie unter www.rockhausen.de.

Ort: Markanto Depot, Mainzer Straße 26, 50678 Köln
Datum: 14. Oktober bis 30. November 2016
jeden Samstag von 11.00 bis 16.00 Uhr und nach Vereinbarung

Da diese ergomonische Büromöbelserie Vorbildfunktion haben (Rockhausen entwarf zum Beispiel schon damals höhenverstellbare Schreibtische) haben wir zur Orgatec, der großen Büromöbelfachmesse in Köln, vom 25. bis 29. Oktober besondere Öffnungszeiten:

Zu unserer Vernissage am 14. Oktober 2016, ab 19.00 Uhr, laden wir Sie herzlich ein.

Wir danken der Firma Ernst Rockhausen Söhne KG für die zur Verfügung gestellten Abbildungen und Unterlagen sowie Martin Bohn und Charly Freitag für ihre Leihgaben.