Ein Tisch wie Origami: Der Prismatic Table von Isamu Noguchi

Mit dem gleichseitigen Sechseck als Grundfläche, setzt sich der Prismatic Table vo  Isamu Noguchi aus drei identischen Bauteilen zusammen. Bei jedem der drei Bauteile bilden zwei aneinander angrenzende Seitenflächen gemeinsam ein Bein, das sich von einem schlanken Fußpunkt ausgehend nach oben hin weitet. Dort, wo das Bein durch eine weitere Falzkante in die Tischplatte übergeht, definiert es drei Ecken: eine am oberen Endpunkt der Falzkante zwischen seinen beiden Seitenflächen, sowie die beiden benachbarten Ecken an den oberen Endpunkten der beiden sich nach oben hin weitenden Seitenflächen. Eine vierte – der erstgenannten gegenüberliegende – Ecke vervollständigt die obere Fläche eines jeden der drei Bauteile zu einer Rautenform. Zusammengefügt schließlich, ergeben die drei Bauteile einen Beistelltisch mit einer Tischplatte in Form eines gleichseitigen Sechsecks, die auf drei Beinen ruht.

Nun hat Vitra den Tisch in drei historischen Grautönen neu aufgelegt. Der Pismatic Tisch funktioniert dabei als Solitär oder in Kombination mehrerer Tische als abstrakter, künstlerischer Couchtisch. Aus Aluminiumblech gefaltet und mit einer robusten Pulverbeschichtung versehen, erinnert der Prismatic Table an übergroße Origamiobjekte. Um die aus drei gleichen Teilen gefügte Konstruktion des Tisches zu betonen, weist die Pulverbeschichtung der drei Komponenten jeweils eine andere Farbe auf. Vitra hat hierfür verschiedene Graustufen gewählt, wobei der Tisch in drei Varianten erhältlich ist: einer hellen, einer mittleren und einer dunklen. Die verwendeten Graustufen überschneiden sich dabei teilweise. So ist ein Grauton mittlerer Helligkeit bei allen drei Varianten jeweils bei einer Komponente vertreten. Da es sich anbietet, mehrere der hexagonalen Tische in der Art von Bienenwaben aneinander zu fügen, kann diese Farbigkeit sowohl bei mehreren Tischen der gleichen Farbvariante als auch bei Kombination verschiedener Varianten für reizvolle Effekte sorgen.

Isamu Noguchi zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des Zwanzigsten Jahrhunderts. Darüber hinaus arbeitete er als Designer und als Landschaftsarchitekt. Noguchi wurde im Jahr 1904 als Sohn des japanischen Dichters Yone Noguchi und dessen amerikanischer Lektorin Léonie Gilmour, in Los Angeles geboren, und verbrachte seine Kindheit größtenteils in Japan. Nachdem er 1918 in die USA zurückkehrte, wo er im US-Bundesstaat Indiana die Schule besuchte, kam er im Jahr 1922 nach New York City, wo er die Leonardo Da Vinci Art School besuchte und schon bald erste Werke ausstellte. Beeindruckt von einer Ausstellung mit Werken von Contantin Brancusi, bewarb sich Noguchi 1926 auf ein Reisestipendium der Guggenheim Stiftung, das ihm gewährt wurde, obwohl ihm zum Erreichen des vorgeschriebenen Mindestalters noch drei Lebensjahre fehlten. Noguchi reiste nach Paris, wo er als Assistent Brancusis arbeitete und weitere Künstler, wie etwa Alexander Calder und Arno Breker kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach New York im Jahr 1929 arbeitete Noguchi gemeinsam mit Richard Buckminster Fuller und war etwa am Entwurf von dessen sogenanntem Dymaxion Car beteiligt. Im Jahr 1930 begann Noguchi erneut eine Reise, die in nach Paris, Peking, Tokio und Kyoto führen sollte. Nach seiner Rückkehr fand er aufgrund der Wirtschaftskrise jedoch kaum noch Arbeit, so dass er sich mit kleineren Aufträgen für Portraitbüsten über Wasser halten musste. Parallel dazu begann er, Entwürfe für Skulpturen für den öffentlichen Raum, sowie landschaftsarchitektonische Entwürfe für öffentliche Grünflächen – insbesondere Spielplätze – an die zuständigen Behörden einzusenden, erntete jedoch ausnahmslos Absagen.

Im Jahr 1937 widmete sich Isamu Noguchi im Auftrag der Zenith Radio Corporation dem Produktdesign und gestaltete die sogenannte Radio Nurse, das erste Babyphon überhaupt. Insbesondere das Empfangsteil, dessen Bakelitgehäuse an eine japanische Maske erinnert, gilt bis heute als Designikone. Im Jahr 1940 wurde sein tonnenschweres Edelstahlrelief News am Eingang des Associated Press Building im Rockefeller Center enthüllt, das als Noguchis Durchbruch gilt.

Nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour im Jahr 1941, kamen in den USA Ressentiments gegenüber japanischen Einwanderern auf. Isamu Noguchi war beteiligt an der Gründung einer Vereinigung japanischstämmiger Autoren und Künstler, die sich für den Frieden und gegen die Internierung japanischstämmiger US-Bürger einsetzte, schließlich jedoch erfolgslos blieb. Isamu Noguchi, der den US-Behörden zunächst nicht verdächtig schien, meldete sich freiwillig zur Internierung und wurde ab Mai 1942 in einem Internierungslager in Poston, Arizona gefangen gehalten. Schon im Juni hatte Noguchi von dieser Erfahrung genug und stellte einen Antrag auf Freilassung, dem allerdings zunächst nicht stattgegeben wurde. Erst im November wurde ihm eine einjährige Beurlaubung gestattet. Tatsächlich kehrte er auch nach Ablauf der Jahresfrist nicht in das Lager zurück.

1944 entwarf Isamu Noguchi, basierend auf früheren eigenen Entwürfen, mit dem Noguchi Coffee Table, wohl sein bekanntestes Werk. Der organisch geformte Beistelltisch mit skulpturalem Untergestell nahm die Strömung der sogenannten Nierentische vorweg und wurde ab 1947 von dem Möbelhersteller Herman Miller gefertigt. In der Folgezeit arbeitet Noguchi weiter mit Herman Miller zusammen und schuf noch einige weitere Möbelentwürfe für das Unternehmen. Im Jahr 1951 wurde Noguchi auf einer Reise durch das japanische Gifu auf die dort traditionell gefertigten Leuchten aus Washi-Papier aufmerksam, die damals bedroht waren, durch Elektrifizierung und Modernisierung in die Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Noguchi entwarf auf Bitten der örtlichen Handwerker mehr als hundert Varianten dieser Papierleuchten, wobei er eine moderne, oftmals skulpturale Formgebung wählte und die traditionelle Beleuchtung mittels Kerzen durch elektrisches Licht ersetzt wurde. Die von ihm entworfenen, sogenannten Akari-Leuchten, werden bis heute in Gifu gefertigt. In Europa erfolgt ihr Vertrieb durch Vitra.

Den Prismatic Table schuf Isamu Noguchi im Jahr 1957 im Auftrag des Unternehmens Alcoa. Der in Pittsburgh beheimatete Aluminiumriese (kurz für Aluminum Company of America) operiert bis heute und deckt vom Bauxitabbau über Verhüttung und Verarbeitung bis hin zum Recycling alle Aspekte des Leichtmetalls ab. Die Beauftragung eines namhaften Designers durch Alcoa war eine Marketingmaßnahme, die die Möglichkeiten von Aluminium im Möbelbau publikumswirksam aufzeigen sollte.

Ab den späten 1950er Jahren wurden auch immer mehr von Isamu Noguchis landschaftsarchitektonischen Werken umgesetzt. So entwarf er 1958 den sogenannten Garten des Friedens am UNESCO Hauptquartier in Paris und in den 1960er Jahren Gärten für die Plaza der Chase Manhattan Bank und den Firmensitz von IBM. Zur Weltausstellung 1970 in Osaka trug er mehrere Brunnen bei und 1976 wurde ein Spielplatz nach seinem Entwurf in einem Park in Atlanta fertiggestellt. Die USA ehrten Noguchis Lebenswerk im Jahr 1987 mit der National Medal of Arts, Japan folgte dem Beispiel im Folgejahr mit dem Orden des heiligen Schatzes. Isamu Noguchi starb Ende des Jahres 1988 in New York City.

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