Teppich TimeLine von Thomas Bley

Beeinflusst vom “disegno radicale” in Italien und der Punk- und New Wave-Subkultur entstand Anfang der 1980er Jahre in Deutschland eine Gegenbewegung zum etablierten Möbeldesign. Zu den neuen Entwerfern zählte auch Thomas Bley, dessen Teppichentwurf TimeLine nun von Markanto wieder reeditiert wurde. Bei der Erstellung der Reedition stand im Fokus, individuelle Varianten des Motivs mit Ihrem persönlichen Fingerabdruck zu realisieren.

Neues Deutsches Design

Auf Basis der weitreichenden sozialen und kulturellen Veränderungen in den 1960er und 1970er Jahren entstand in der deutschen Gesellschaft zu Beginn der 1980er Jahre eine immer größere Vielfalt von Lebensstilen und Subkulturen. Waren die 1960er noch eher von einer homogenen Jugend geprägt, die sich gegenüber den als konservativ empfundenen älteren Generationen und ihren Werten abzugrenzen versuchte, begann ab dem Ende der 1970er Jahre eine verstärkte Ausrichtung nach Lebensentwürfen. Diese Abgrenzungen erfolgten unabhängig von Generationen, sozialen Schichten und politischen Ansichten. Punk- und die New-Wave-Kultur, Poppern, Teds, Hippies prägten den Zeitgeist. Gemeinsam war all diesen, häufig zunächst sehr gegensätzlichen, Ausrichtungen vor allem die Betonung des individuellen Stils gegenüber den großen politischen Theorien.

Zu diesem auf die Persönlichkeit gemünzten Stil gehörten nicht nur Kleidung, Musikvorlieben und das Verhältnis zum Konsum, sondern im verstärkten Maße auch das Design. Genauso pluralistisch wie die Subkulturen zeigten sich dabei die Entwürfe einer neuen Generation von Designern. Waren bislang die Funktionalität und die „gute Form“ maßgeblich für den Erfolg eines Entwurfes, orientierten sich nun viele Designer an Maßstäben, welche eher aus der bildenden Kunst bekannt waren: das einzelne Objekt sollte eine ästhetische Aussagekraft besitzen, vielfältig wurden Anspielungen auf frühere Design-Epochen oder andere kulturelle Bereiche eingebunden. Beim Entwurf „Consumer‘s Rest“ von 1983 modellierte Frank Schreiner (Stiletto) zum Beispiel einen herkömmlichen Einkaufswagen zu einem Armlehnenstuhl um. Inspiriert von der New-Wave-Kultur entwickelte sich in Deutschland ein ziemlich „rohes“ Design, sowohl in Bezug auf die verwendeten Materialien (rohes Eisen, blanker Stahl, Stein), die provokativen, häufig industriell anmutenden Formen sowie die nicht seltene Missachtung von Aspekten der Bequemlichkeit. An die Stelle des ganzheitlichen Entwurfs traten nun verstärkt collageartige, skulpturale Objekte, welche mit diversen Brüchen arbeiteten und ungewöhnliche Kombinationen aus Formen und Materialien präsentierten. Einer der repräsentativsten und bekanntesten Entwürfe dieses rohen Stils des „Neuen deutschen Designs“ ist der Freischwinger „Solid“ (1986) von Heinz Landes, welcher einen Betonsockel mit sieben zu einer Sitzskulptur gebogenen Moniereisen verbindet.

Neben der provokativen Gestaltung der Objekte hielten auch im Entwurfs- und Produktionsprozess neue Tendenzen Einzug. Das einzelne Designobjekt wurde eher als experimentelle Fläche für die kreativen Impulse des Designers denn als abgeschlossene Komposition betrachtet, und ausgehend von den italienischen Designergruppen wie Studio Alchimia oder Memphis arbeiteten auch in Deutschland immer mehr Designer in Arbeitskollektiven gemeinsam an ihren Entwürfen. Die so entstandene Werkstatt-Situation wird auch in der Produktion deutlich, denn viele Entwürfe konnten entweder technisch nicht in industrieller Massenfertigung hergestellt werden oder es fanden sich keine etablierten Hersteller für die Produktion der provozierenden Entwürfe. Viele der heute als bedeutend erachteten Objekte wurden daher nur in kleiner Stückzahl in unabhängigen Betrieben gefertigt und erzielten zuerst wenig kommerziellen Erfolg. Gezeigt wurden viele dieser Objekte 1986 in der berühmten Düsseldorfer Ausstellung „Wohnen von Sinnen”.