Zurück in die Zukunft: Achille Castiglionis Leuchtenklassiker Toio als Limited Edition
Als Architekt und Designer arbeitete Achille Castiglioni zeitlebens eng mit seinen Brüdern Pier Giacomo und Livio zusammen, die ebenfalls in diesen Professionen aktiv waren. Die Castiglionis zählten zu den treibenden Kräften und großen Innovatoren des italienischen Designs im 20. Jahrhundert. Im Laufe Ihrer Karrieren deckten die Castiglionis dabei eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite von sachlichem Funktionalismus bis hin zu organischen Formen ab. Zu einem besonderen Markenzeichen der Castiglionis wurden dabei Designobjekte, die als Ready Mades in der Tradition von Marcel Duchamp, industriell gefertigte Komponenten in überraschenden neuen Kontexten anwenden.
Den Auftakt machte 1957 der zur Designikone avancierte Hocker Mezzadro für Zanotta. Er verwendet eine Sitzschale, wie sie als Fahrersitz für Traktoren eingesetzt wird. Ergänzt um ein aus Federstahl gebogenes Untergestell, wird diese Sitzschale zum Hocker. Zur seitlichen Stabilisierung dient zusätzlich eine hölzerne Sprosse am Ende des Federstahlelements, das – genau wie dessen hochwertige Verchromung – die ansonsten industrielle Anmutung des Hockers bricht und ihm ein wohnliches Flair verleiht. Auch der Hocker Sella, der einen Fahrradsattel als Sitz verwendet oder ein 1970 entworfener Aschenbecher, der einen verchromten Korpus mit einer herkömmlichen Spiralfeder kombiniert, sind in dieser Weise als Ready Made konzipiert.
Der gleiche Gedanke steht auch hinter dem beliebten Deckenstrahler Toio von 1962. Der Legende nach entstand der Prototyp in einer Garage, nachdem sich Achille und Pier vorgenommen hatten, eine Leuchte allein aus Objekten zu konstruieren, die sie dort vorfinden würden. Additiv aus wenigen Teilen zusammengefügt, entstand auf diese Weise eine Leuchte, die vom Charme des Improvisierten geprägt ist, dabei jedoch allen funktionalen Ansprüchen bestens gerecht wird. Am plakativsten trägt der Reflektor das Ready Made Konzept zur Schau, denn hierbei handelt es sich um einen zweckentfremdeten nach oben gerichteten Autoscheinwerfer. Er wird gehalten von einem Teleskopstab, so dass die Höhe der Leuchte angepasst werden kann. Der Stab wiederum ist an einem aus Profilstahl geschweißten Fuß befestigt, der die nötige Schwere dadurch erhält, dass er den zum Betrieb des Scheinwerfers notwendigen Transformator aufnimmt. Von dort aus führt ein Kabel offen sichtbar hinauf zum Scheinwerfer, das durch Ringe am Teleskopstab geführt wird und somit Assoziationen an eine Angelrute weckt. Dem verspielten Charakter dieses Entwurfs trägt schon der Name Rechnung: Toio ist eine Anlehnung an das englische „Toy“.
In der limitierten Edition zu Achille Castiglionis hundertstem Geburtstag, kommt Toio nun ein wenig seriöser daher als sonst. Anstatt wie üblich in roter Lackierung, ist der Stahlfuß bei der Jubiläumsedition von Flos mit einer mattschwarzen Hammerschlaglackierung versehen. Auch das Gehäuse des Transformators, das sonst sowohl schwarze als auch graue Teile aufweist, ist bei der Sonderedition vollkommen in schwarz gehalten. Dadurch wird die industrielle Anmutung zugunsten eines dezenteren Erscheinungsbilds abgemildert. Der Scheinwerfer wurde für die Sonderedition mit zeitgemäßen dimmbaren LED-Leuchtmitteln ausgestattet, ohne sein äußeres Erscheinungsbild zu verändern. Die Flos Jubiläumsedition ist auf 2.500 Exemplare limitiert und stellt eine besondere Gelegenheit für Sammler dar. Aber auch wenn Ihnen die dezentere Farbgebung einfach besser gefällt, als die verspieltere Optik des ursprünglichen Entwurfs, sollten Sie zugreifen. Jedes Exemplar ist mit einer Seriennummer und einem holographischen Etikett versehen, das es als Original ausweist.