Ausstellung im Markanto Depot: Hayno Focken – Godfather of Brass

Der 1905 im Schwarzwaldstädtchen Lahr geborene Hayno Focken studierte ab 1924 an der Kunstakademie in Berlin und arbeitete in dieser Zeit als Gürtler und Ziseleur in der Leuchtenwerkstatt von Max Krüger. Ab 1929 besuchte Focken die Kunstgewerbeschule auf der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Seit 1915 unter Leitung von Paul Thiersch, einem ehemaligen Mitarbeiter von Peter Behrens und Bruno Paul, hatte sich die Schule bereits früh den Einflüssen der Moderne geöffnet, und zählte zu den avantgardistischsten Ausbildungsstätten für Kunstgewerbe in Deutschland. Nicht umsonst wechselten mehrere Bauhaus-Meister, unter ihnen etwa der Bildhauer Gerhard Marcks oder die Keramikerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain 1925 anlässlich des Bauhaus-Umzugs von Weimar nach Dessau lieber an die Burg Giebichenstein, als dem Bauhaus nach Dessau zu folgen. In Halle stand zu diesem Zeitpunkt auch weiterhin die handwerkliche Fertigung im Vordergrund, während man sich am Bauhaus bereits bemühte, die Entwürfe auf eine industrielle Serienproduktion hin zu optimieren. Focken besuchte auf der Burg Giebichenstein unter Anderem die Klasse des Metallbildners Karl Müller.

Schale von Hayno Focken aus den 1930er Jahren

Schale von Hayno Focken aus den 1930er Jahren

Im Jahr 1932 eröffnete Hayno Focken in seinem Elternhaus in Lahr eine eigene Werkstatt. Dort gelang es ihm auch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, weiterhin der Weimarer Moderne treu zu bleiben. Weil Kunsthandwerk den Nationalsozialisten als weitgehend unverdächtig galt, konnte er in dieser Zeit zahlreiche Gebrauchsgegenstände und Einrichtungsobjekte nach eigenen Entwürfen umsetzen und sogar an internationalen Ausstellungen teilnehmen. So gewann er auf der Weltausstellung 1937 in Paris eine Goldmedaille und auf der Mailänder Triennale von 1940 eine Silbermedaille.

Während Hayno Focken von 1941 bis 45 im Kriegsdienst war, führte seine Frau Gretel, die er in Metallbearbeitung unterrichtet hatte, in Lahr die Werkstatt weiter. Nach dem Krieg florierte das Geschäft dann in ungeahnter Weise und Focken beschägtigte in den 1950er Jahren zeitweise bis zu 26 Mitarbeiter. Bedingt durch die Kriegszerstörung und den Wiederaufbau gab es – zusätzlich zu den weiterhin produzierten Gebrauchsgegenständen – zahlreiche Aufträge für Ausstattungsobjekte im baulichen Umfeld. Dabei handelte es sich oft – aber nicht ausschließlich – um Aufträge für Kirchenbauten. Überwiegend führte die Werkstatt dabei externe Entwürfe – etwa von den jeweiligen Architekten – aus, teils war es aber auch Focken selbst, der die Objekte entwarf. Zu den größten Aufträgen gehörten die jeweiligen Hauptportale der evangelischen Stadtkirche Offenbach und der Spitalkirche Baden-Baden, für die jeweils Harry MacLean die Entwürfe lieferte.

Ebenfalls in den 1950er Jahren setzte sich Hayno Focken für den Handel mit den USA und die deutsch-amerikanische Freundschaft ein – nicht zuletzt weil die USA als Zufluchtsort zahlreicher Bauhaus-Künstler, eine ausgesprochen aufgeschlossene Einstellung gegenüber der Moderne pflegte. Focken selbst beteiligte sich 1959 an der Ausstellung „Good Design“ im kalifornischen Sacramento, wo er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. 1968 starb Focken an einem Herzinfarkt.

In unserer kommenden Ausstellung zeigen wir einige von Hayno Fockens Gebrauchsgegenständen, wie Schalen oder Buchstützen, die in den 1930er und 50er Jahren entstanden sind. Fast allen Ausstellungsstücken gemein ist dabei das verwendete Material Messing, das eine zentrale Rolle in Fockens Werk einnimmt. Die Ausstellung wird am Samstag, den 26. Mai eröffnet und läuft bis Ende Juni.