Ausstellung über das Werk von Peter Behrens im MAKK in Köln

Ab den 17. März 2018 zeigt das MAKK in Köln die Ausstellung #alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag, wofür wir einige Objekte als Leihgabe beigesteuert haben. Als Mitbegründer des Deutschen Werkbunds war Peter Behrens Vorreiter der Moderne in Deutschland, in seinem Berliner Büro arbeiteten zeitweise Le Corbusier, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe.

Obere Abbildung: Peter Behrens, Gläsersatz mit rubinrotem Fuß, Rheinische Glashütten AG, Köln-Ehrenfeld, 1901, © MAKK, Foto: Jan Rothstein

Über Peter Behrens

Die lachende Kaffeekanne von Kaiser’s Kaffee, das AEG-Waben-Logo, der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ am Berliner Reichstagsgebäude – jeder kennt diese Ikonen der Gestaltung. Urheber dieser und vieler weiterer Schöpfungen, die sich in das visuelle Gedächtnis eingeprägt haben, ist der in Hamburg geborene Künstler Peter Behrens. Am 14. April 2018 jährt sich der Geburtstag des großen deutschen Gestalters und Architekten zum 150sten Mal. Besonders sein Wirken um die Jahrhundertwende bis zur Werkbund-Ausstellung in Köln hat seine Spuren in Kunst- und Designgeschichte hinterlassen. In geradezu rasantem Tempo entwickelte sich Behrens ab 1896 vom Maler und Grafiker zum Kunstgewerbler, Schriftgestalter und Architekten. Bei der Eröffnung der Künstlerkolonie auf der Darmstädter Mathildenhöhe war das Haus Behrens, das als Gesamtkunstwerk angelegt und bis ins kleinste Detail durchgestaltet war, die Sensation und machte Behrens mit einem Schlag international bekannt. In der Folgezeit befasste er sich mit nahezu allen Gestaltungsfragen und entwickelte beispielsweise das Corporate Design – lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab – für die Delmenhorster Linoleumfabrik Anker-Marke und ab 1907 für die Berliner AEG. Dort kümmerte er sich um die gesamte Firmenwelt: von der sensationellen Architektur der AEG Turbinenhalle über elektrische Wasserkessel, Lampentypen und Heizstrahler bis hin zu Plakaten, Geschäftspapier und Reklamemarken.

Peter Behrens Werkbund

Bahlsen Werkbund-Paket, Entwurf Peter Behrens, Hannover, 1914, ©  Bahlsen GmbH & Co. KG.

Als Mitbegründer des Deutschen Werkbunds nahm Peter Behrens maßgeblich Anteil an der großen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914, steuerte das Plakat-Motiv bei und entwarf die große Festhalle. Bereits während seiner Zeit bei der AEG verlagerte er seinen gestalterischen Schwerpunkt mehr und mehr auf die Architektur. Es entstanden Bauten wie beispielsweise das ehemalige Mannesmann-Haus am Düsseldorfer Rheinufer und die Deutsche Botschaft in Sankt Petersburg (beide 1911-12) oder das Technische Verwaltungsgebäude der Hoechst AG in Frankfurt a.M. sowie das Verwaltungsgebäude und Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (beide 1921-25).

Peter Behrens, Salonflügel, Schiedmayer, Stuttgart, 1900/1901, © MAKK, Foto: RBA Köln, Marion Mennicken

Die Idee zu der Kölner Ausstellung kam aus der eigenen Sammlung des MAKK. Mit dem sogenannten Schiedmayer Salonflügel (1901) aus dem Musikzimmer des Hauses Behrens in Darmstadt besitzt das Kölner Museum eines der kostbarsten und spektakulärsten Möbel überhaupt, dazu aus demselben Kontext einen Armlehnstuhl als Dauerleihgabe der Overstolzengesellschaft, Förderer des Museums für Angewandte Kunst Köln. Die weiteren museumseigenen Objekte sind aber nicht minder bedeutend und selten: Eine ganz frühe Kredenz mit sechs Stühlen und einem Armlehnstuhl, die Behrens während seiner Anfangszeit in Darmstadt 1899/1900 entworfen hat, geben Zeugnis von dessen Auseinandersetzung mit der Formensprache der englischen Arts & Crafts Bewegung: Besonders die vorderen Stollen der Kredenz, die unten in quadratischen Füßen enden und über dem eigentlichen Korpus in kleinen Konsolen mit quadratischem Abschluss münden, zeigen stilistische Verwandtschaft zu Möbelentwürfen von Charles F. A. Voysey oder George Walton. Das charmante Möbel weist zudem auf der Unter- und Oberschrank verbindenden Rückwand ein flaches, eingetieftes Relief in Form einer stilisierten Pflanze mit Blüte auf, die in ihrer symmetrischen Anlage typisch für die frühe Behrens’sche Jugendstil-Ornamentik ist.

Ausgesprochen bemerkenswert ist zudem die Glassammlung des MAKK: Peter Behrens hat insgesamt neun Gläsersätze entworfen, fünf Sätze sowie ein einzigartiger Becher – es ist bislang kein anderes vergleichbares Stück bekannt – gehören zu den repräsentativen Schätzen des Museums. Der frühe Becher mit geschwungener Kontur und farbigem Emaille-Dekor verweist stilistisch bereits auf die Dekore der Porzellanservices, die Behrens für sein Darmstädter Haus entwickelte: wellenartig übereinander laufende und sich überschneidende Linien, die an den Schnittstellen gefüllte Zwickel aufweisen. Neben drei weiteren, frühen Weingläsern sowie einer Champagnerschale mit für diese Schaffensphase typischen Entasis-Stängeln – die Stängel schwellen von unten zur Mitte hin leicht an und nach oben wieder ab –, die bei Benedikt von Poschinger in Oberzwieselau gefertigt worden waren, gehören die Gläsersätze, die bei der Rheinischen Glashütten AG in Köln-Ehrenfeld hergestellt wurden, zu den absoluten Glanzpunkten der Sammlung. Der kostbare Gläsersatz mit rubinrotem Fuß, der zur Ausstattung des Speisezimmers im Haus Behrens gehörte, ist mit fünf Gläsern vertreten. Das berühmte Kristall-Trinkservice „Aegir“ (1905) stellt mit 11 Gläsern sowie der ausgesprochen seltenen, dazu gehörigen Wein-Karaffe eine besondere Attraktion dar. Hinzu kommen fünf Gläser der ebenfalls sehr seltenen Aegir-Varianten mit hochzylindrischer bzw. breitzylindrischer Kuppa. Aegir wurde mit geschliffenem Nodus, ganz weiß, ganz weiß mit graviertem Ornament, mit rubinrotem Nodus ohne und mit Gravur angeboten. Alle Varianten sind in der Sammlung vertreten. Auf Basis dieser einzigartigen Sammlung wuchs das Konzept für die Ausstellung heran, das sich auf die frühe Schaffensphase von Peter Behrens konzentriert und dabei besonders seinen stilistischen Wandel vom Jugendstil zur frühen modernen Sachlichkeit in den Fokus nimmt.

Peter Behrens, Elektrische Tee- und Wasserkessel, AEG, Berlin, 1909, © MAKK, Foto: Jan Rothstein

Einen weiteren wichtigen Aspekt bilden die Spuren, die Behrens im Rheinland und insbesondere auch in Köln hinterlassen hat. Dazu kam ein absoluter Glücksfall: Es gibt zwei Kölner Projekte des großen Künstlers, zu denen sich zunächst kaum Material finden ließ. Es handelt sich zum einen um die Tonhalle (Konzerthaus), die Behrens für die Kunstausstellung in der Kölner Flora 1906 entworfen hatte und die wegweisend für den angesprochenen Stilwechsel war. Nach ihrem Vorbild gestaltete er das architektonisch hoch bedeutende Krematorium in Hagen – mit Quadrat und Kreis als prägender Ornamentik. Das zweite Projekt schließlich war fast in Vergessenheit geraten. Peter Behrens beteiligte sich 1911 an einem Wettbewerb zu einer Hängebrücke vom Kölner Heumarkt nach Deutz, die die damalige Ponton-Brücke ersetzen sollte. 1913 erhielt der Kölner Architekt Carl Moritz den Zuschlag. Sein Entwurf war aber dem von Behrens so ähnlich, dass daraus der „1. Cölner Brückenstreit“ entsprang. Zu beiden Projekten gab es Akten im Historischen Archiv zu Köln, diese waren jedoch noch nicht geborgen. Vor wenigen Wochen kam dann die sensationelle Nachricht, dass beide Akten geborgen und in gutem Zustand sind. Noch in diesem Jahr können die Unterlagen gesichtet und für die Ausstellung vorbereitet werden.

Das Peter Behrens Jahr

Ab April zeigt dazu das LVR Industriemuseum in Oberhausen eröffnet eine Behrens-Ausstellung mit einem Architektur-Schwerpunkt, im Mai folgen die Kunstmuseen Krefeld mit einem Schwerpunkt auf den grafischen Entwürfen sowie dem Schriftwechsel. Dazu entstehen insgesamt zwölf Themenhefte, die sich bislang nicht publizierten Aspekten seines Schaffens widmen.