Die Kandem-Leuchten aus dem Bauhaus sind wieder erhältlich.

Das 1889 in Leipzig gegründete Unternehmen Körting & Mathiesen etablierte sich innerhalb weniger Jahre als international agierender Hersteller von Leuchten, Scheinwerfern, Stromzählern und anderen elektrischen Geräten. 1914 benannte sich die zwischenzeitlich in den Vorort Leutzsch umgesiedelte Firma um in Kandem. Bei diesem Namen handelt es sich wohl um ein Portemanteau aus den Initialen Ka und Em. Schon früh widmete sich das Unternehmen der ergonomischen Arbeitsplatzbeleuchtung, insbesondere mittels Leuchten, die sich nach Bedarf schwenken und ausrichten lassen. So notierte Gustav Laue als technischer Direktor von Kandem: „Eine allseitig bewegliche Gelenkleuchte gehört ebenso zum Arbeitsplatz wie ein guter Schraubstock und einwandfreies Werkzeug, wenn hochwertige Arbeit geleistet werden soll.“

Der hohe funktionale Anspruch, den Kandem an seine Produkte stellte, prädestinierte die Firma für eine Kooperation mit dem Bauhaus. Die am Bauhaus üblichen Industriekooperationen brachten der Schule einerseits wichtige zusätzliche Einnahmen und verankerten andererseits die Lehre in der Praxis. Für die industrielle Produktion zu entwerfen, war am Bauhaus schließlich Programm. Marianne Brandt initiierte bereits 1926 als stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt eine Kooperation mit der Berliner Beleuchtungsfirma Schwintzer & Gräff. Bald darauf folgte die Kooperation mit Kandem, für die wiederum Brandt maßgeblich verantwortlich war. Gemeinsam mit Hin Bredendieck ist sie außerdem Urheberin der meisten im Rahmen dieser Kooperation entstandenen Entwürfe. Die Lizenzgebühren, die die Hersteller bei solchen Kooperationen an das Bauhaus zahlten, wurden dort einem bemerkenswerten Schlüssel folgend aufgeteilt: Die Hälfte behielt die Direktion zentral ein, während die andere Hälfte zwischen der jeweiligen Werkstatt, ihrem Meister und dem Urheber des Entwurfs aufgeteilt wurde. Gerade die Kandem-Tischleuchten (Abbildung oben) dürften für das Bauhaus lukrativ gewesen sein, denn sie verkauften sich in großer Stückzahl: Von 1929 bis in die 1940er Jahre hinein wechselten über 70.000 Exemplare den Besitzer. Zuletzt wurden aufgrund der Materialknappheit während des Zweiten Weltkriegs Fuß und Schirm der Leuchten anstatt aus Metall aus Glas und dem Lederersatzmaterial Pressstoff gefertigt.

Nach dem zweiten Weltkrieg ging das Unternehmen Kandem an seinem ostdeutschen Standort unter und wurde 1948 in Diez an der Lahn neu gegründet. Zwar ist es bis heute als Hersteller von Straßenlaternen und Leuchten für das industrielle Umfeld erfolgreich, doch blieben die Bauhaus-Entwürfe vorerst in der Schublade. Erst jetzt sind die fast 100 Jahre alten Entwürfe – behutsam überarbeitet durch den Architekten André Kamm und die Lichtplanerin Sarah Textor – wieder erhältlich.

Kernstück der Kollektion ist die Tischleuchte 967, mit ihrem charakteristisch geformten, Schirm aus Aluminium. Der Schirm ist schwenkbar auf einem bogenförmigen Arm montiert, der wiederum auf einem schweren Metallfuß ruht. Dieser weist einen hohen zentralen Bereich auf, der – um für eine große Standflache und damit für Stabilität zu sorgen – von einem flach auslaufenden Rand umgeben ist. Die Stehleuchte 967-S übersetzt die Form der Tischleuchte in ein größeres Format, indem der Arm zunächst einen langen senkrechten Bereich aufweist, bevor er auch hier in einen Bogen übergeht. Die Wandleuchte 829 und die Pendelleuchte 564 schließlich, übernehmen als Familienmerkmal den charakteristischen Schirm und kombinieren ihn mit jeweils anderen Anbringungen. Alle Leuchten sind in verschiedenen farbigen Pulverbeschichtungen erhältlich; neben dem klassischen Schwarz etwa auch in rot oder grau. Die Innenseiten der Schirme sind silber- oder goldfarbig beschichtet. Abgerundet wird das elegante Erscheinungsbild der Leuchten durch charmante Details wie ein appliziertes Logo oder einen charakteristischen Drehschalter.

Ergänzt wird das Portfolio durch die Pendelleuchte 831d nach Entwurf von Heinrich Siegfried Bohrmann. Der ansonsten wenig bekannte Bauhausschüler war Mitarbeiter der dortigen Metallwerkstatt. Unklar ist aber, ob sein ab 1931 von Kandem produzierter Entwurf Bestandteil der erwähnten Kooperation war, oder ob Bohrmann in direktem Auftrag von Kandem entwarf. Seine Pendelleuchte verwendet als Schirm einen Kegelstumpf aus gebürstetem Aluminium, der auf einem halbkugelförmigen Gegenstück beweglich gelagert ist. Auf diese Weise setzte Bohrmann mit einfachen Mitteln eine Pendelleuchte mit schwenkbarem Schirm um. Bis heute sind Pendelleuchten mit dieser Funktionalität eine Seltenheit.

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