Serienproduktion nach 82 Jahren: Breuer Armchair und Breuer Sofa von Isokon

Das Unternehmen Isokon wurde ursprünglich 1929 in London unter dem Namen Wells Coates and Partners gegründet. 1931 erfolgte die Umbenennung zu Isokon, einer Verkürzung von Isometric Unit Construction. Zielsetzung des Unternehmens war es damals, Wohnhäuser mit effizient eingerichteten, kompakten Wohnungen zu bauen. Dabei orientierte sich die Führungsriege unter Leitung von Jack Pritchard sowohl am Bauhaus als auch am Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM). 1934 konnte Isokon das vom kanadischen Architekten Wells Coates entworfene Wohnhaus Lawn Road Flats im Londoner Stadtteil Hampstead fertigstellen, das seit 1972 die Bezeichnung Isokon Building trägt. Zu bekannten Bewohnern dieses Hauses zählten nicht nur mehrere aus Deutschland emigrierte Bauhausmeister, wie Walter Gropius, Marcel Breuer und László Moholy-Nagy, sondern von 1941 bis 1947 auch die bekannte Autorin Agatha Christie.

Zur Einrichtung der Wohnungen produzierte Isokon gleich auch die passenden Möbel und setzte dabei bevorzugt Sperrholz als Material ein, denn Jack Pritchett war zugleich auch britischer Vertreter des estländischen Sperrholzlieferanten Venesta. Die meisten Entwürfe stammten dabei von Marcel Breuer, der genau wie Gropius und Moholy-Nagy von Deutschland aus zunächst nach England emigriert war und in den wenigen Jahren, die er dort vor seiner Weiterreise in die USA verblieb, für Isokon arbeitete. 1939 musste das Unternehmen als Folge des Zweiten Weltkriegs schließen. Es wurde 1963 vom inzwischen pensionierten Jack Pritchard jedoch wiederbelebt und fertigt bis heute Entwürfe aus seiner ursprünglichen Blütezeit.

Die nun wiederaufgelegten Sitzmöbel entwarf Marcel Breuer 1936 für die Familie Ventris zur Einrichtung ihrer Wohnung im Highpoint Building. Hierbei handelt es sich um ein weiteres richtungsweisendes Wohngebäude der Zeit, das sich – daher der Name – an einem der höchsten Punkte Londons befindet. Der erste von zwei Wohnblocks nach einem Entwurf des russischen Architekten Berthold Lubetkin wurde 1935 fertiggestellt und erntete große Bewunderung. Kein geringerer als Le Corbusier lobte das „schöne Gebäude“ als eine „Errungenschaft ersten Ranges“. Eine Erwähnung wert ist auch der als Bauingenieur am Highpoint Building beteiligte Ove Arup. Der Engländer mit dänischen Wurzeln zählt zu den einflussreichsten Bauingenieuren des zwanzigsten Jahrhunderts. So ermöglichte er mit seinen Berechnungen überhaupt erst den Bau des Sidney Opera House. Das von ihm gegründete Ingenieurbüro Arup ist bis heute an zahlreichen statisch anspruchsvollen Bauten wie Hochhäusern und Brücken beteiligt.

Die von Marcel Breuer entworfenen Möbel wurden zunächst nur in sehr geringer Stückzahl angefertigt. So entstanden – entsprechend des Bedarfs der Auftraggeber – ein Sofa und zwei Sessel. Einer der Sessel befindet sich heute in der Dauerausstellung des Victoria & Albert Museum. Sowohl Sofa als auch Sessel folgen dem gleichen Entwurfsprinzip: ein gepolsterter Sitz wird getragen von zwei flankierenden Sperrholzbrettern, die mit ihrer Silhouette Beine und Seitenwand des Sitzmöbels bilden, sowie die Position der Armlehne festlegen. Zur Ausbildung einer breiten Auflagefläche der Armlehnen sind an den Außenseiten zusätzliche, seitlich offene Hohlkästen aus formverleimtem Schichtholz angebracht. Diese Hohlkästen bieten nicht nur in ihrem unteren Bereich zusätzliche Ablageflächen, etwa für Bücher oder Getränke, sondern verleihen dem ganzen Entwurf einen großen optischen Reiz und bilden ein charakteristisches Merkmal der Serie. Mit dem kontrastierenden Einsatz von formverleimtem Schichtholz und einer scherenschnittartig aus einem Brett geschnittenen Form, zeigt Breuer demonstrativ die Möglichkeiten des Materials Sperrholz auf.

Mit der nun vorgestellten Wiederauflage werden Sessel und Sofa erstmals in Serie produziert. Zum Einsatz kommt dabei ein hochwertiger Bezugsstoff von Eleanor Pritchard, der auf der Isle of Bute, einer Insel vor der schottischen Westküste, gewebt wird. Trotz der Namensgleichheit ist die Textildesignerin Eleanor Pritchard übrigens nicht mit Jack Pritchard verwandt.

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