100 Jahre Achille Castiglioni

Am 16. Februar 1918 wurde Achille Castiglioni in Mailand geboren. 100 Jahre später ist klar: der ganz unbescheiden nach dem beinahe unverwundbaren Halbgott aus der griechischen Sage benannte Italiener hat seinem Namen alle Ehre gemacht. In der Welt des Designs jedenfalls, zählt er zu den ganz Großen. Die Designszene seines Heimatlandes prägte er tiefgreifend und nachhaltig. Markanto blickt zurück auf Castiglionis umfangreiches und vielseitiges Lebenswerk, das von streng reduziertem Funktionalismus über konzeptionell starke Ready Mades bis hin zu opulenten, organischen Formen reicht.

Nach einem Architekturstudium am renommierten Politecnico di Milano gründete Achille Castiglioni gemeinsam mit seinen beiden älteren Brüdern Livio und Pier Giacomo ein Design- und Architekturbüro. Das Büro entwarf zunächst zahlreiche Gebäude, von denen sich die meisten in Mailand befinden. So entstand etwa ein Erweiterungsbau für das Museum La Permanente, eine Pfarrkirche und ein Bürogebäude für dessen Innenausstattung die Brüder auch den Sessel Babela gestalteten. Ab 1954 verlagerte sich der Fokus des Büros von der Architektur stärker zum Produktdesign. In diesem Jahr gestalteten sie nicht nur die Industriedesignausstellung im Rahmen der Mailänder Triennale, sondern stellten auch den formal stark reduzierten Deckenstrahler Luminator vor, der gleich mit dem renommierten Designpreis Compasso d’Oro ausgezeichnet wurde.

Einen ihrer größten Erfolge landeten die Castiglionis 1957 mit dem Hocker Mezzadro für Zanotta. Er ist zugleich der erste Entwurf der Castiglionis, der an das aus der freien Kunst übernommene Konzept des Ready Made anknüpft. Ähnlich wie Marcel Duchamp das Vorderrad eines Fahrrads in eines seiner Kunstwerke integrierte, verwendeten auch die Castiglionis fertige Komponenten aus anderen Kontexten für viele ihrer Produktentwürfe. Bei Mezzadro war es die Sitzschale eines Traktors, die mit einem Untergestell aus verchromtem Federstahl zum Möbelstück transformiert wurde. Das Ergebnis ist nicht nur konzeptionell stark und erfüllt alle funktionalen Ansprüche an einen Hocker, es ist auch ein echter Hingucker. So ähnlich bringt es auch Alberto Alessi auf den Punkt, der Achille Castiglioni aufgrund mehrerer gemeinsamer Projekte kennt, und ihn in bewundernder Erinnerung behalten hat: „Für Castiglioni mussten Objekte stets zwei essenzielle Bedingungen erfüllen. Es sollten kluge funktionale Innovationen sein. Und dabei doch den Geschmack des Publikums treffen.“

In ähnlicher Weise spielte Castiglioni auch bei anderen Entwürfen mit den Erwartungen und Sehgewohnheiten der Nutzer. So machte er mit dem Entwurf Taccia für Flos kurzerhand aus einer Deckenleuchte eine Bodenleuchte und stellte den Wohnraum somit auf den Kopf.

Nach dem Tod seiner Brüder führte Achille Castiglioni das Büro alleine weiter. Ab 1980 lehrte er außerdem als Professor für Industriedesign am Politecnico di Milano, das er selbst rund 40 Jahre zuvor besucht hatte. Er erhielt die Ehrendoktorwürde nicht nur von seiner Alma Mater, sondern auch vom Londoner Royal College of Art. 14 seiner Entwürfe werden in der Dauerausstellung des New Yorker Museum of Modern Arts gezeigt; neun mal gewann er den renommierten Designpreis Compasso d’Oro. Achille Castiglioni starb 2002 in seiner Heimatstadt Mailand. Eine Achillesferse konnten wir im makellosen Lebenswerk des Italieners mit dem griechischen Namen beim besten Willen nicht finden.

Heute wird sein Erbe von der Castiglioni Foundation (fondazioneachillecastiglioni.it) unter der Leitung seiner Tochter Giovanna Castiglioni verwaltet. Der Sitz befindet sich in Castiglionis ehemaligen Atelier im Herzen von Mailand - direkt an dem Castello Sforzesco. Auf Anfrage kann das Atelier auch besichtigt werden, wobei wir das Glück hatten, dass uns Giovanna selbst damls die Arbeiten Ihres Vaters zeigte. De Besuch ist sehr empfehlenswert!

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