100 Jahre „Das Neue Frankfurt”

ach dem Ersten Weltkrieg kämpfte Deutschland mit einer schweren Wohnungsnot. Die sozialen und politischen Verhältnisse verlangten nach einer radikalen Veränderung nicht nur der Architektur, sondern auch der Innenräume. Die aufkommende Moderne hatte eine klare soziale Agenda: Funktionalität und Effizienz sollten mit ästhetischen und praktischen Überlegungen kombiniert werden. In diesem Kontext wurde die Inneneinrichtung zu einem entscheidenden Faktor, um das tägliche Leben zu verbessern.

Das Neue Frankfurt, ein städtebauliches und architektonisches Reformprojekt unter der Leitung von Ernst May, ging weit über die Errichtung von Wohnsiedlungen hinaus. Es war nicht nur ein Versuch, die Städte der Weimarer Republik nach den Zerstörungen des Ersten Weltkriegs und der Wohnungsnot neu zu gestalten, sondern auch eine umfassende Reform des Alltagslebens. Besonders im Bereich der Inneneinrichtung – vor allem durch die Entwicklung der Frankfurter Küche und der Aubaumöbel – wurden völlig neue Maßstäbe gesetzt. Ernst May formte ein internationales Team, das Architekten, Designern und Künstlern vereinte – darunter Mart Stam, Franz Schuster, Adolf Meyer, Ferdinand Kramer und Margarete Schütte-Lihotzky. Die entstehenden Siedlungen wie Römerstadt, Westhausen oder die Siedlung Bruchfeldstraße gelten bis heute als vorbildlich in ihrer Verbindung von Funktionalität, Ästhetik und sozialem Anspruch. Die Siedlungen zeichneten sich durch flache Bauweise, großzügige Grünflächen, Durchlüftung und gemeinschaftliche Einrichtungen aus.

Frankfurter Küche Ernst May

Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky im Ernst-May-Haus

Das Programm wurde durch eine eigene Zeitschrift – Das Neue Frankfurt – medial begleitet. Hier wurden nicht nur architektonische Projekte vorgestellt, sondern auch Themen wie Design, Kindererziehung, Hygiene und modernes Leben behandelt. Gestaltung wurde als gesellschaftliche Aufgabe begriffen. Diese holistische Perspektive ist bis heute bemerkenswert. Das Neue Frankfurt war international stark beachtet, endete aber abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933, die viele Mitwirkende ins Exil trieb und die Siedlungen ideologisch entwertete.

Zum 100jährigen Jubiläum findet im MAK Museum Angewandte Kunst Frankfurt eine sehr sehenswerte Ausstellung statt, zusätzlich empfehlen wir einen Besuch des Ernst-May-Hause in der Römersiedllung, wo auch die beiden Fotos entstanden.

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