Ein Klassiker zur Jubiläumsfeier: Knoll präsentiert den Barcelona Sessel in der Bauhaus Edition.

Der gebürtige Aachener Ludwig Mies van der Rohe zählt zu den wichtigsten Architekten der Moderne. Nachdem er 1938 in die USA emigrierte, weil der von ihm vertretene moderne Baustil im Deutschland der Nazizeit nicht willkommen war, schuf er mit den Lake Shore Drive Apartments in Chicago und dem Seagram Building in New York City zwei Bauten, die den Typus des modernen Hochhauses bis heute definieren. Mit seiner Lehrtätigkeit am Illinois Institute of Technology prägte er eine Generation von Architekten und Designern, die der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Stempel aufdrücken sollten. Zu seinen Studenten aus dieser Zeit zählte nicht zuletzt auch Florence Knoll.

Doch schon zuvor, in Deutschland, schuf Mies van der Rohe einflussreiche Bauten, er legte visionäre Projekte vor und wirkte von 1930 bis zur Schließung der Hochschule im Jahr 1933 als Direktor des Bauhauses. Schon 1921 reichte er als Wettbewerbsbeitrag einen Entwurf für ein Hochhaus in der Berliner Friedrichstraße ein, der mit Stahlskelett, gläserner Vorhangfassade und freiem Grundriss seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Als Vizepräsident des Deutschen Werkbunds leitete er 1927 die Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart. Als Teil dieser Ausstellung entstand die Weißenhofsiedlung, für die Mies van der Rohe nicht nur den Bebauungsplan, sondern auch einen Wohnblock entwarf. Seine 1930 fertiggestellte Villa Tugendhat im tschechischen Brünn wurde genauso zu einem richtungsweisenden Bauwerk der klassischen Moderne wie sein 1929 auf der Weltausstellung in Barcelona präsentierter deutscher Pavillon.

In dem eleganten, eingeschossigen Gebäude wandte Mies van der Rohe zwei seiner grundlegenden Entwurfsprinzipien an: den freien Grundriss und den fließenden Raum. Als freien Grundriss bezeichnete Mies van der Rohe die freie Positionierbarkeit der Wände. Da die tragende Funktion von Punktstützen übernommen wird, dienen die Wände lediglich dem Wetterschutz und dem Abtrennen einzelner Räume. Um dieses Gestaltungsprinzip demonstrativ auf die Spitze zu treiben, machte er in Barcelona Wände sogar zu einem dekorativen Element, etwa in Form einer prominent im Raum platzierten Onyxplatte. Als fließenden Raum bezeichnete Mies van der Rohe ein weiteres Gestaltungsprinzip, das für die Moderne typisch geworden ist: die enge Verzahnung von Außen- und Innenraum, sowie das Verschwimmen ihrer Trennung. Mit bodentief verglasten Außenwänden lädt der Barcelona-Pavillon seine Umgebung in den Innenraum ein, während ein weit auskragendes Stahlbetondach und ein Natursteinboden, der sich unverändert vom Innenraum auf die Terrasse fortsetzt, dem Außenraum den Charakter eines Innenraums verleiht. Obwohl der Pavillon abgesehen von seiner Möblierung und einer Skulptur von Georg Kolbe, die eher als Bauschmuck aufzufassen ist, überhaupt keine Ausstellungsobjekte beherbergte, entwickelte er sich zum Publikumsmagneten, denn das Gebäude selbst war die Attraktion.

Zur Möblierung des Pavillons setzte Ludwig Mies van der Rohe den nachträglich so getauften Barcelona Sessel ein. Denselben Entwurf nutzte er bald darauf auch zur Einrichtung der Villa Tugendhat. Der Sessel sollte dabei eine Aura von Luxus und Eleganz besitzen und seinem Nutzer Autorität verleihen. Der Vergleich zu einem Thron ist durchaus angebracht, denn schließlich zählte bei der Eröffnung der Weltausstellung das spanische Königspaar zu den ersten Personen, die auf dem Barcelona Chair Platz nehmen durften. In einem seiner wenigen überlieferten Statements fasste es Mies van der Rohe so zusammen: Es musste ein „wichtiger Sessel werden, ein sehr eleganter Sessel. Die Regierung [der Weimarer Republik] würde einen König empfangen. Der Sessel musste monumental sein. Unter diesen Umständen konnte man nicht einfach einen Küchenstuhl verwenden.“

Als Inspiration für das herrschaftliche Sitzmöbel dienten Mies van der Rohe verschiedene Scherenstühle. Diese klassische Bauart, die zuvor etwa schon von Friedrich Karl Schinkel aufgegriffen wurde, lässt sich zurückführen auf den sogenannten kurulischen Stuhl (sella curulis), der schon den etruskischen Königen als Thron diente. Charakteristisch für Scherenstühle ist die namensgebende scherenartige Konstruktion ihres Gestells. Im Gegensatz zu diesen traditionellen Vorbildern sind die Scherenelemente beim Barcelona Chair seitlich angeordnet und um 90° gedreht – sie bilden gleichsam die Seitenwände des Sesselgestells. Beide Seiten sind an drei Punkten fest miteinander verbunden. Die beiden Flächen, die sich in den Zwischenräumen ergeben sind mit Lederbändern bespannt, die wiederum zwei Lederpolster aufnehmen und so Sitzfläche und Rückenlehne bilden. Ein besonderer optischer Reiz entsteht dabei durch den Kontrast des dynamisch geschwungenen Gestells mit den quaderförmigen, lederbezogenen Polstern. Die Sitzfläche ist leicht nach hinten geneigt, so dass sie den Nutzer automatisch in eine entspannte Sitzposition fallen lässt.

Durch die Wirren des zweiten Weltkriegs war der Sessel weitgehend in Vergessenheit geraten, als Florence Knoll ihn im Jahr 1953 erstmals wieder fertigen ließ. Unter Lizenz von Ludwig Mies van der Rohe, der am Illinois Institute of Technology zu einem wichtigen Mentor für Florence Knoll geworden war, nahm das Unternehmen Knoll das herrschaftliche Sitzmöbel in Produktion und stellt es bis heute weitgehend unverändert her.Mit der Bauhaus-Edition soll nun das 100-jährige Jubiläum von Bauhaus und dessen enge Verbindung mit Knoll gewürdigt werden.

Für das Jahr 2019, in dem sich die Gründung des Bauhauses zum hundertsten Mal jährt, bietet Knoll nun eine Sonderedition an, die auf insgesamt nur 365 Exemplare limitiert ist – ein Sessel für jeden Tag des Jahres. Die Sessel dieser Bauhaus Edition sind mit einer Lederpolsterung in einem einzigartigen dunklen Grünton versehen, sowie nummeriert und zertifiziert. Obwohl das Jahr noch jung ist, ist bereits jetzt ein Drittel der Auflage vergriffen. Zögern Sie also nicht zu lange, wenn Sie sich noch ein Exemplar des Barcelona Chair in der Bauhaus Edition sichern möchten.

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