Markanto unterstützt die Berliner Gedächtniskirche von Egon Eiermann

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde ursprünglich am 1. September 1895 eingeweiht. Die evangelische Kirche nach Entwurf des Architekten Franz Schwechten entstand im Auftrag von Kaiser Wilhelm II zum Gedenken an seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. Bemerkenswert ist, dass der aus Köln stammende Schwechten sich für seinen neoromanischen Entwurf an rheinischen Vorbildern orientierte. Insbesondere zum Bonner Münster wies die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eine deutliche Ähnlichkeit auf. Als Baumaterial wurde Tuffstein aus der Eifel angeliefert – ein in Brandenburg vollkommen unübliches Gestein. Mit einer Höhe von 113 Metern war der Turm der Gedächtniskirche der höchste der damals noch eigenständigen Stadt Charlottenburg.

Nachdem die Gedächtniskirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, entschied man sich in den 1950er Jahren gegen einen Wiederaufbau und beschloss lediglich die Turmruine zu erhalten, den Rest des angeschlagenen Bauwerks jedoch zu beseitigen. Ein für den Neubau einer modernen Gedächtniskirche ausgeschriebener Wettbewerb wurde 1957 von Egon Eiermann gewonnen. Eiermann zählt zu den prägenden deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne und ist heute etwa auch für die Frankfurter Olivetti-Hochhäuser, das als Langer Eugen bekannte und heute von den Vereinten Nationen genutzte Bonner Abgeordnetenhaus, oder für Kaufhäuser des Unternehmens Horten bekannt, bei denen er zugunsten einer sogenannten Kettenhemdfassade auf Fenster verzichtete. Der nach seinem Entwurf umgesetzte Neubau der Gedächtniskirche besteht aus vier Gebäudeteilen, die die nunmehr als Mahnmal fungierende Turmruine zum Gebäudeensemble ergänzen und mit diesem gemeinsam die Platzfläche des Breitscheidplatzes dominieren.

Die beiden herausragendsten Bauteile der Eiermann-Kirche sind dabei der schlanke Campanile auf sechseckigem Grundriss und die Kirche selbst – auf achteckigem Grundriss mit angefügter Chornische im Osten. Aufgrund ihrer Proportionen erhielten diese beiden Gebäudeteile die Spitznamen Lippenstift und Puderdose. Weniger auffällig sind zwei eingeschossige Bauwerke auf rechteckigen Grundrissen: eine Kapelle und das Foyer der Kirche, das dieser im Westen vorgelagert und durch einen Verbindungsgang angeschlossen ist. Alle Gebäudeteile sind mit identischen Betonteilen verkleidet, die durch ihre kleinteilig-quadratische Rasterung an Glasbausteine erinnern. Zum überwiegenden Teil sind die Innenflächen des Rasters mit Fenstern des französischen Künstlers Gabriel Loire verglast. Die vorwiegend in blauen Tönen gehaltene Verglasung lässt im Innenraum einen bemerkenswerten Effekt entstehen: das Raster tritt optisch in den Hintergrund und die Wände lösen sich fast vollständig in eine kontinuierliche, vom Tageslicht hinterleuchtete Fensterfläche auf. Umgekehrt erscheint die Gedächtniskirche bei Nacht im Außenraum ebenfalls blau leuchtend.

Für Egon Eiermann, der neben seiner Tätigkeit als Architekt auch als Möbeldesigner aktiv war, lag es nahe, zur Ausstattung seiner Gebäude Möbel nach eigenem Entwurf zu verwenden oder eigens passende Möbel zu entwerfen. So ließ er für die Berliner Gedächtniskirche Stühle anfertigen, die sich nicht nur bestens in den Raumeindruck des Gebäudes einfügen, sondern mit der sichtbaren Anbringung ihrer Polstergurte ein charakteristisches und reizvolles Merkmal aufweisen. Als für die geplante Umgestaltung des Foyers Barhocker benötigt wurden, war es für die Stiftung-Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche klar, dass nur das von Egon Eiermann entworfene Modell SB 38 in Frage kommt. Den minimalistischen Hocker mit schlankem Stahlrohrgestell und runder Sitzfläche aus Holz entwarf der Architekt 1952 als Teil einer Serie, die auch den flachen Stapelhocker S 38 umfasst. Bis heute werden beide Modelle von Wilde + Spieth hergestellt. Als die Stiftung sich mit der Bitte um die Spende zweier SB 38 Barhocker an Markanto wandte, war es für uns Ehrensache, diesem Wunsch nachzukommen.

Das Foyer der Kirche erfüllt zahlreiche Aufgaben, die mit dem Empfangen von Kirchenbesuchern in Zusammenhang stehen. Während der Öffnungszeiten der Kirche sind dort ehrenamtliche Mitarbeiter anwesend, es werden Informationsmaterialien und Gesangsbücher bereitgehalten, Spenden für den Erhalt des Bauwerks entgegengenommen und die Augen der Besucher haben Gelegenheit, sich an die relativ dunklen Lichtverhältnisse im Innenraum zu gewöhnen. Im Rahmen der Umgestaltung wurde unter anderem eine digitale Spendensäule in den Raum integriert, die es erlaubt, Spenden jetzt auch bargeldlos zu tätigen. Teil der neuen Raumgestaltung, die am 16. Dezember 2021 – einen Tag vor dem sechzigsten Jubiläum der Einweihung der Kirche – der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sind außerdem zwei dunkelblaue Majolikavasen, die Egon Eiermann für die Gedächtniskirche entworfen hat, die aber seit langer Zeit nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Mit einer Höhe von 140 Zentimetern und einem Durchmesser von 40 Zentimetern weisen die zylindrischen Vasen imposante Ausmaße auf und bringen die Farbtiefe ihrer Glasur hervorragend zur Geltung. In nicht allzu ferner Zukunft werden uns diese Vasen erneut beschäftigen. Seien Sie gespannt!

Abbildung: Gerald Zabel

 

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