Nach neunzig Jahren erstmals wieder in Serie erhältlich: Drei Stühle von Erich Diekmann
Der 1896 geborene Erich Dieckmann studierte ab 1921 am Bauhaus und absolvierte dort gleichzeitig eine Lehre als Tischler. 1923 entwarf er die Einrichtung für das sogenannte Zimmer des Herrn im Musterhaus am Horn. Im Folgejahr wurde Dieckmann auf Betreiben von Walter Gropius von der Handwerkskammer vorzeitig zur Gesellenprüfung zugelassen. Bereits 1925 übernahm er die Leitung der Tischlerwerkstatt am Bauhaus – in dieser Funktion war er der unmittelbare Nachfolger von Marcel Breuer. Beim Umzug des Bauhaus nach Dessau blieb Dieckmann in Weimar und arbeitete weiter in derselben Werkstatt, die ab 1926 in die Staatliche Hochschule für Handwerk und Baukunst zu Weimar integriert wurde. Nach unserer Meinung war Erich Dieckmann neben Marcel Breuer der wichtigste Möbelentwerfer am Bauhaus, typisch für ihn sind nüchtern-sachliche Typenmöbel, die auf würfel- und quaderförmigen Basisformen beruhen und teils modular konzipiert sind.
Das Wiener Unternehmen TYP hat nun drei Stühle nach Entwürfen von Erich Dieckmann aufgelegt. Die um 1930 entworfenen Sitzmöbel werden erstmals in Serie hergestellt. Die Fertigung führt TYP in Italien aus.
Am klarsten in seiner Formensprache ist der Typenstuhl D1 (Abbildung links). Sein aus Hölzern mit Vierkantprofil gefügter Rahmen setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Einer Basis und einer Art Sitzschale. Die Basis ist annähernd würfelförmig und besteht aus den vier senkrecht stehenden Beinen, die im unteren Bereich an drei Seiten mit Streben verbunden sind. Die hinteren Beine überragen das Niveau der Sitzfläche dabei deutlich. Die Sitzschale besteht aus der Sitzfläche, aus zwei sanft geschwungenen Brettern, die die Rückenlehne bilden, sowie aus zwei Streben, die Sitzfläche und Rückenlehne verbinden. Auf der Basis ist die Sitzfläche leicht nach hinten geneigt montiert, was dem Stuhl insgesamt ein markantes Erscheinungsbild verleiht.
Der Typenstuhl D1+ ist mit dem beschriebenen Stuhl weitgehend identisch, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass er Armlehnen besitzt. Diese sind vollkommen rechtwinklig ausgebildet und werden von den vier Stuhlbeinen getragen, die sich bei diesem Modell vorne auf das gleich hohe Niveau fortsetzen wie hinten. Sie verleihen dem D1+ eine noch stärker kubische Anmutung als dem Modell D1. Ein weiteres reizvolles Detail ist die Fingerzinkung, die der Verbindung von Beinen und Armlehne dient.
Am dynamischsten kommt das Modell D2 daher. Es verzichtet sowohl auf Armlehnen als auch auf die Querstrebe zwischen den Hinterbeinen. Diese sind schräggestellt, setzen oben nicht an der Hinterkante des Stuhls, sondern etwas weiter vorne an und überragen die Sitzfläche nicht. Die beim Modell D2 waagerechte Sitzfläche liegt direkt auf der Basis auf. Die Rückenlehne, die bei diesem Modell von einem einzigen, nicht gewölbten Brett gebildet wird, wird von zwei Streben getragen, die – in umgekehrter Richtung zu den Hinterbeinen – schräggestellt sind.
Alle drei Stühle werden in Eschen- oder Eichenholz, sowie einer optional für den Außenbereich geeigneten Variante aus Robinienholz angeboten. Die Varianten aus Eschenholz sind auch farbig gebeizt erhältlich. Die Modelle D1 und D1+ sind optional mit Sitzpolster oder mit einer Sitzfläche aus Wiener Geflecht verfügbar.