Herbert Hirche Barwagen

Der 1910 geborene Architekt und Designer Herbert Hirche zählt zu den prägenden Formgebern der deutschen Nachkriegsmoderne. Bekannt ist der Bauhausschüler für seine Arbeit für die Firma Braun. Dort prägte er gemeinsam mit Otl Aicher und Hans Gugelot in den 1950er Jahren einen wiedererkennbaren Hausstil, der von klaren Linien, rechteckigen Formen, schlanken Strahlbeinen und einem teknoiden Appeal geprägt ist. Diese – später von Dieter Rams fortgeführte Entwurfsarbeit – wirkt bis heute nach: Hartmut Esslinger diente der Stil als Inspiration bei seinen Entwürfen für Apple; auch heute noch sieht man den Produkten des kalifornischen Computerriesen ihre Stilverwandtschaft zu den Braun-Produkten der Nachkriegszeit an.

Aber Herbert Hirche gestaltete auch zahlreiche Möbel – insbesondere für die Christian Holzäpfel KG – die seinen Entwürfen für Braun an radikaler Formreduktion in nichts nachstehen. Sein bekanntester und einflussreichster Entwurf ist dabei sicherlich der 1956 vorgestellte Barwagen. Das elegante Möbelstück, dessen rechteckige Form von einer Rahmenkonstruktion aus verschweißten, pulverbeschichteten Stahlwinkeln gebildet wird, wirkt auch auf heutige Betrachter noch bestechend klar und durch und durch modern. Er weist zwei gläserne Böden auf, von denen der Untere die gesamte Grundfläche des Wagens einnimmt, während der Obere etwas kürzer ausfällt, und so einen Freiraum lässt, der es ermöglicht, in diesem Bereich auch auf dem unteren Boden hohe Objekte wie etwa Flaschen abzustellen. Die vier Beine des Wagens ruhen auf Rollen, so dass er auch in beladenem Zustand jederzeit leicht zu bewegen ist. Wie radikal neuartig das Möbelstück zu seiner Entstehungszeit gewirkt haben muss, wird erst klar, wenn man es mit den massiven, meist hölzernen und aufwändig dekorierten Barschränken der 1950er Jahre vergleicht, die oft auch fest eingebaut waren. Im Kontrast dazu mutet die unverkleidete Stahlkonstruktion von Herbert Hirches Barwagen regelrecht industriell an. Auch die Umsetzung eines Barmöbels als mobilem Wagen ist programmatisch. Sie fügt sich ein in das modernetypische Konzept des offenen Grundrisses und sorgt dafür, dass sich das Möbelstück für flexible Wohnsituationen eignet, in denen ein und demselben Raum vielerlei verschiedene Funktionen zukommen. Das ist ein klarer Pluspunkt, insbesondere in eher kleinen Wohnungen, wie sie in den seit dem 19. Jahrhundert stetig wachsenden Städten üblich wurden.

Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Herbert Hirches Barwagen trotz seiner klaren Linien und seiner zeitlosen Gestalt, doch als Kind der 1950er Jahre erkennbar ist. Verantwortlich dafür sind Details wie das zeittypische Riffelglas, das für die Tischplatten Verwendung findet oder die eleganten, schlanken Rollen mit Vollgummibereifung, denen man ebenfalls ihre Entwurfsdekade ansieht.

Der Barwagen, der wie kein anderes Möbelstück Herbert Hirches Ausspruch„Wenn etwas selbstverständlich und schön ist, dann ist es gutes Design“ veranschaulicht, wurde im Jahr 2010 zu Hirches hundertstem Geburtstag von Richard Lampert neu aufgelegt.

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