Vom Bauhaus zur Burg Giebichenstein
Nach dem obligatorischen Vorkurs am Bauhaus in Weimar absolvierte Marguerite Friedlaender eine Lehre in der Keramischen Werkstatt des Bauhaus in Dornburg unter Gerhard Marcks, mit dem sie über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden sein sollte. Später arbeitete sie als Töpferin bis 1925 in Dornburg, 1926 legte sie in Halle (Saale) ihre Meisterprüfung ab. Nach dem Weggang des Bauhaus von Weimar nach Dessau und der damit verbundenen Schließung der Keramischen Werkstatt des Bauhaus ging Marguerite Friedlaender mit ihrem Mentor Gerhard Marcks und anderen Bauhäuslern 1925 an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle, wo sie ab 1926 als erste weibliche Töpfermeisterin Deutschlands tätig wurde.
1929 wurde auf der Burg Giebichenstein eine Porzellanwerkstatt eingerichtet, deren Leitung Marguerite Friedlaender übernahm. Die Leitung der Keramikwerkstatt übertrug sie hingegen ihrem Mann Franz Rudolf Wildenhain, den sie bereits am Bauhaus in Dornburg kennen gelernt hatte. Zeitgleich begann die Zusammenarbeit der Burg Giebichenstein mit der KPM (Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin), für die Marguerite Friedlaender sehr erfolgreich ab 1929 einen neuen Stil mit einer sachlichen Formgebung entwickelte. Insgesamt entwarf sie rund 60 verschiedene Designs, die dann bei der KPM in Berlin angefertigt wurden. Besonders erfolgreich wurde das zuerst weiße Geschirr „Hallesche Form“, welches von Trude Petri 1931 mit einem vergoldeten Dekor versehen wurde.
1933 wurde Marguerite Friedlaender wegen ihrer jüdischen Herkunft in Halle entlassen und emigrierte mit ihrem Mann in die Niederlande. Ihre Entwürfe wurden von KPM weiter hergestellt, aber nun ohne die Namensnennung der Künstlerin. Zusammen mit ihrem Mann gründete Marguerite Friedlaender in Holland die recht erfolgreiche Keramikwerkstatt „Het Kruikje“, sogar die niederländische Regierung gab 1937 nden Entwurf eines Teeservice in Auftrag. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg und dem Einmarsch der Nationalsozialisten in die Niederlande floh Marguerite Friedlaender 1940 in die USA. Zunächst leitete sie bis 1942 wieder eine Keramikwerkstatt am College of Arts and Crafts in Oakland, dann ging sie in die Künstlerkolonie Pond Farm in Guerneville (Kalifornien). Dort traf sie um 1947 auch ihren Ehemann Franz Rudolf Wildenhain wieder, allerdings hielt die Ehe nicht mehr lange und wurde 1949 geschieden. Marguerite Friedlaender gründete nun wieder eine eigene Keramikwerkstatt, in der sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1985 als Lehrerin und Töpferin tätig war.