Der Möbelarchitekt Poul Kjaerholm
Nach dem Abschluss seiner Schreinerlehre besuchte Poul Kjærholm ab 1952 die Kunsthandwerksschule in Kopenhagen und heiratete 1953 Hanne Kjærholm, die zu diesem Zeitpunkt an der Königlich Dänischen Kunstakademie Architektur studierte. Obwohl Poul und Hanne als Möbeldesigner beziehungsweise als Architektin bald schon in verwandten Tätigkeitsfeldern erfolgreich wurden, arbeiteten sie nur äußerst selten gemeinsam an einem Projekt. Neben dem Entwurf und der Einrichtung des eigenen Wohnhauses in Rungsted war das etwa bei der Ausstattung von Rastplätzen an Landstraßen rund um Hannes Geburtsort Hjørring der Fall.
Ab Mitte der 1950er Jahre widmete sich Poul Kjærholm verstärkt dem Entwurf von Möbeln. In dem Unternehmer Ejvind Kold Christensen, mit dem er auch privat befreundet war, fand er einen Geschäftspartner, der ab 1955 die Produktion und den Vertrieb übernahm und Kjærholm zugleich weitreichende künstlerische Freiheit ließ. Die von ihm geschaffenen Designklassiker wie der Sessel PK22 oder der Couchtisch PK61 zeichnen sich durch die Verwendung von Stahl als primärem Konstruktionsmaterial in Kombination mit organischen Materialien wie Marmor, Leder oder Peddigrohr aus. In seinem Werk verbinden sich handwerkliche Traditionen mit Techniken der Moderne. Im Gegensatz zu anderen vielen anderem dänischen Designern wie Arne Jacobsen und Hans Wegner orientierte Kjærholm sich eher an den funktionalen Entwürfen der 1920er und 30er Jahr eaus dem deutschen Bauhaus. Die Formulierung „Der Möbelarchitekt” stammt von seimem Hersteller Fritz Hansen und beschreibt seine funktionale Herangehensweise sehr treffend. Wichtig war Kjærhol , dass seine Möbelentwürfe seriell (und nicht nur als Einzelanfertigung) produziert werden konnten.

Architektonisches Möbelmensemble von Poul Kjærholm in seinem Wohnhaus in Rungsted
Nach dem Tod von Ejvind Kold Christensen im Jahr 1980 wurde die Kjærholm Kollektion ab 1982 von Fritz Hansen übernommen. Hintergrund war, dass Poul Kjærholm bereits Anfang in den 1950er Jahren kurzfristig mit dem dänischen Möbelhersteller zusammen arbeitete. Damals konnte aber sein Schichtholzsessel PK0 noch nicht produziert werden – zu aufwendig war die extravagante Formgebung. Erst 1997 legte Fritz Hansen den Sessel erstmaig als limitierte Edition von 1.000 Exemplaren auf, heute wird er nun zusammen mit dem entsprechenden Couchtisch in Serie produziert. Neben Fritz Hansen fertigt auch Carl Hansen einige seiner Möbel wie den Stuhl PK1 und den sogenannten Professor Desk, den er 1955 für die Königliche Kunstakademie in Kopenhagen entwarf.
Neben seinen Möbeln entwarf Poul Kjaerholm auch einige weitere Objekte, wie 1963 eine 250 kg schwere Marmorschale als überdimensionalen Aschenbecher für das Rathaus der dänischen Stadt Fredericia. Diese Schale wird heute von Archotectmade in zwei Größen, wahlweise aus Granit oder Marmor, gefertigt. SEit 2024 ist auch sein minimalistischer Kerzenleuchter wieder verfügbar.

Poul Kjærholm am Schreibtisch